Beschreibung
Im Rahmen des
CineFest 2008 - V. Internationales Festival des deutschen Film-Erbes findet vom 20. bis 22. November 2008 der 21. Internationale Filmhistorische Kongress statt.
Ein Jahrzehnt im Ausnahmezustand steht im Mittelpunkt und beide Veranstaltungen konzentrieren sich nicht - wie in Filmwissenschaft und Filmliteratur üblich - entweder auf die Zeit des Zweiten Weltkriegs oder die Nachkriegszeit, sondern nehmen die 1940er Jahre als Ganzes in den Blick.
Der Internationale Filmhistorische Kongress wird sich insbesondere mit dem Spannungsfeld von Beharrung und Neuanfang beschäftigen, in dem sich die Filmproduktion nach 1945 in Deutschland und Österreich, aber auch in ehemals von Nazi-Deutschland besetzten Ländern bewegte. Dabei wird vor allem danach zu fragen sein, wo die evidenten politischen Brüche auch zu Veränderungen führten und welche Faktoren für inhaltliche, ästhetische, ideologische, personelle, institutionelle und wirtschaftliche Kontinuitäten sorgten.
Von besonderem Interesse ist hier die große Bandbreite von Kombinationen, in denen Überkommenes und Neuerungen in unterschiedlichster Form miteinander in Beziehung traten. Für eine nahezu ungebrochene Fortsetzung von Traditionslinien mit leichten Modifikationen stehen u.a. die "Überläufer" (Filme, die im "Dritten Reich" unvollendet blieben oder verboten wurden und in der Nachkriegszeit fertiggestellt bzw. uraufgeführt wurden), die früh einsetzenden Reprisen von NS-Filmen, die z. T. nur kurzzeitig unterbrochenen Karrieren zahlreicher Filmschaffender, vor allem der weniger exponierten Regie-Handwerker und Darsteller/innen aus der zweiten Reihe, die mit der Produktion ihrer in der Dramaturgie, den Milieus, den Gesellschaftsbildern und Geschlechterstereotypen weitgehend unveränderten Genrefilme fortfuhren, sowie die noch weit in die 1950er Jahre hinein gültigen Konventionen des "unpolitischen" Kulturfilms.
Das spannungsreiche Verhältnis zwischen alten und neuen Einflüssen spiegelt sich z.B. in der Diskussion um die auch in inhaltlich progressiven DEFA-Filmen fortwirkende Ufa-Ästhetik, in der Verwendung von Stilmitteln der Kriegswochenschauen in den Nachkriegsproduktionen, in den Aktivitäten der zurückkehrenden Filmexilanten und schließlich auch in der Zusammensetzung des Kinoprogramms der frühen Nachkriegszeit.
Eingehend zu untersuchen wären in diesem Zusammenhang auch die Konsequenzen der propagandistischen Indienstnahme des Mediums für die Gestaltung der zu diesem Zweck produzierten Filme, und zwar im Hinblick auf mögliche Parallelen in der Propaganda der Kriegsgegner wie auch auf etwaige Analogien zwischen NS-Produktionen und ostdeutschen oder alliierten Nachkriegsfilmen. Gab es etwa im Bereich der Jugendpropaganda formale und inhaltliche Motive und Muster, die sich sowohl in den einschlägigen HJ-Filmen als auch in den Jugendfilmen der DEFA und den Re-education-Filmen finden lassen?
Geplante Panels:
- NS-Filmpropaganda in Osteuropa
- Kontinuitäten in Wochenschau und Dokumentarfilm
- Jugendfilme
- Rollenmodelle
- Filmproduktion in Westeuropa unter deutscher Besatzung
- Das NS-Filmerbe
Weitere Informationen:
CineGraph e.V., Johannes Roschlau, Erika Wottrich
Tel.: 040-352194, Fax: 040-345864
E-Mail: kongress(at)cinegraph.de