filmpädagogische Kinovorstellung, Lehrerfortbildung
Eynayim Gdolot - Big Eyes
im Rahmen der Film- und Veranstaltungsreihe IM AUFBAU. ISRAELISCHES KINO. EINE RETROSPEKTIVE
03.05.2008 21:00, Berlin
Beschreibung
Anlässlich des 60. Jahrestages der Staatsgründung Israels präsentiert das Zeughauskino/ Deutsches Historisches Museum Berlin (DHM) und die Jerusalem Cinematheque - Israel Film Archive in Kooperation mit der Bundeszentrale für poltische Bildung (bpb) eine Retrospektive des israelischen Films. Nach der Eröffnung der Filmreihe im Zeughauskino des Deutschen Historischen Museums in Berlin wandert das Programm anschließend durch zahlreiche bundesdeutsche Kinos.
In der Retrospektive mit Arbeiten aus den 1950er bis 1970er Jahren sind Filme zu entdecken, die fast schon als verloren gelten mussten und jetzt dank der Zusammenarbeit vieler Partner in Israel und Deutschland mit neuen Kopien auf die Leinwand kommen. Werke, die hier kaum je zu sehen waren, stehen für eine Binnensicht auf ein Land, dessen Bild uns durch seine Omnipräsenz in den Tagesmedien allzu sehr verstellt ist. IM AUFBAU zeigt die ersten Schritte eines Filmlandes, das unter schwierigen Bedingungen Erstaunliches zuwege gebracht hat. Das Filmprogramm wird ergänzt um eine Reihe von Vorträgen und Gesprächen, die sich mit dem kulturellen und historischen Entstehungskontext der Filme befassen.
Am 03. Mai wird nach einer Einführung von Ralf Dittrich der Film Eynayim Gdolot (Israel, 1974) in der Originalfassung mit englischen Untertiteln gezeigt:
Benny Fuhrmann ist erfolgreicher Trainer einer Tel Aviver Basketballmannschaft und er hat alles, was man sich wünschen kann. Die Welt liegt ihm zu Füßen. Aber der hyperaktive Sonnyboy ist ständig gehetzt von der Angst, etwas zu verpassen. Unermüdlich jagt er dem nach, was er gerade nicht hat: Seine Frau betrügt er mit einer jungen Geliebten, die eine Geliebte mit der anderen, seine Kinder sind ihm steter Klotz am Bein, und auch seine Mannschaft kann sich auf ihn nicht verlassen. Fuhrmann, immer auf der Jagd nach mehr, riskiert, am Ende ohne alles dazustehen. Sein Freund Yossi, Star der Mannschaft, ist das Gegenteil von Benny: Noch immer wohnt er bei seiner Mutter, tagelang liegt er sinnierend auf dem Sofa, und seine Auftritte auf dem Spielfeld erledigt er wie nebenbei. Wo Benny in seinem Strudel immer schneller taumelt, steht Yossi als nachdenklicher Beobachter wie unbeteiligt am Rande.
In den Rollen der zwei ungleichen Freunde brillieren Uri Zohar als Benny und Arik Einstein, in Israel bis heute vor allem als Sänger populär, als Yossi. Das Portrait der beiden steht zwischen Metzitzim (Peeping Toms>, 1972) und Hatzilu et HaMatzil (Save the Lifeguard, 1977) als besinnlichster von drei Filmen über Männer, die längst keine Jungen mehr sind, aber sich weigern, erwachsen zu werden und Verantwortung zu übernehmen. Uri Zohars berühmte Tel Aviver Trilogie markiert schon beinahe das Ende seiner kurzen, aber enorm fruchtbaren Karriere als Regisseur. Kurze Zeit später sollte er, eine Ikone der Tel Aviver Boheme, der hedonistischen Stadt am Mittelmeer den Rücken kehren. Er lebt heute als orthodoxer Rabbiner in Jerusalem.
Die Film- und Veranstaltungsreihe wird veranstaltet in Zusammenarbeit mit dem Seminar für Filmwissenschaft der FU Berlin und gefördert vom Hauptstadtkulturfonds, dem Bundesarchiv-Filmarchiv, der Botschaft des Staates Israel, dem Israel Film Fund, der Rabinovich Foundation und dem Forum for the Preservation of Audio-Visual Memory in Israel.