filmpädagogische Kinovorstellung, Lehrerfortbildung
BiYerushalayim und Yoman
im Rahmen der Film- und Veranstaltungsreihe IM AUFBAU. ISRAELISCHES KINO. EINE RETROSPEKTIVE
04.05.2008 21:00, Berlin
Beschreibung
Anlässlich des 60. Jahrestages der Staatsgründung Israels präsentiert das Zeughauskino/ Deutsches Historisches Museum Berlin (DHM) und die Jerusalem Cinematheque - Israel Film Archive in Kooperation mit der Bundeszentrale für poltische Bildung (bpb) eine Retrospektive des israelischen Films. Nach der Eröffnung der Filmreihe im Zeughauskino des Deutschen Historischen Museums in Berlin wandert das Programm anschließend durch zahlreiche bundesdeutsche Kinos.
In der Retrospektive mit Arbeiten aus den 1950er bis 1970er Jahren sind Filme zu entdecken, die fast schon als verloren gelten mussten und jetzt dank der Zusammenarbeit vieler Partner in Israel und Deutschland mit neuen Kopien auf die Leinwand kommen. Werke, die hier kaum je zu sehen waren, stehen für eine Binnensicht auf ein Land, dessen Bild uns durch seine Omnipräsenz in den Tagesmedien allzu sehr verstellt ist. IM AUFBAU zeigt die ersten Schritte eines Filmlandes, das unter schwierigen Bedingungen Erstaunliches zuwege gebracht hat. Das Filmprogramm wird ergänzt um eine Reihe von Vorträgen und Gesprächen, die sich mit dem kulturellen und historischen Entstehungskontext der Filme befassen.
Am 04. Mai werden nach einer Einführung von Ralf Dittrich die Filme BiYerushalayim (In Jerusalem, Israel, 1963) und Yoman (Diary, Chapter I, Israel, 1973-1977) in der Originalfassung mit englischen Untertiteln gezeigt:
Ein erster wichtiger Meilenstein in der künstlerischen Karriere Perlovs und im israelischen Dokumentarfilm gleichermaßen war sein kurzer Film BiYerushalayim. "Das ist vielleicht das erste Mal, dass wir nicht ein Jerusalem der Flaggen […], ein Jerusalem der Touristen und des Jüdischen Nationalfonds sehen, sondern die Impressionen eines Menschen, der mit scharfem Blick in die entlegensten Ecken vordringt und die einfachen Menschen findet.", schrieb Al HaMishmar 1964. Der Film, der ein – damals noch geteiltes – Jerusalem in Lebens- statt in Überlebensgröße zeigt, der alles Heroisierende vermeidet, stieß in seiner Zeit zunächst auf heftigen Widerspruch, und es bedurfte der Intervention des Premierministers, ihn überhaupt aufzuführen.
"Von nun an werde ich stets entscheiden müssen, ob ich die Suppe filmen oder essen will.", heißt es zu Beginn des Yoman im Voice-over-Kommentar des Regisseurs. Von 1973 bis 1983 schrieb der wichtigste und zugleich ungewöhnlichste Dokumentarfilmer Israels mit einer 16mm-Kamera sein filmisches Tagebuch. Im Zentrum des Films: die Wohnung des Filmemachers. Der Blick nach außen eröffnet sich nur durch das Fenster, und lediglich für Auslandsreisen verlässt die Kamera das Haus. Die Mischung aus politischen, künstlerischen und privaten Reflektionen, aus an Home Movies erinnernden Familienaufnahmen, Reisetagebuch und Fernsehbildern wurde zu einem der interessantesten Dokumente eines krisenhaften Jahrzehnts. Mit den vier Jahren vom Yom-Kippur-Krieg 1973 über den Wahlsieg Menahem Begins bis zum Besuch Sadats in Jerusalem 1977 umspannt der erste Teil eine Zeit dramatischer politischer Veränderungen.
Die Film- und Veranstaltungsreihe wird veranstaltet in Zusammenarbeit mit dem Seminar für Filmwissenschaft der FU Berlin und gefördert vom Hauptstadtkulturfonds, dem Bundesarchiv-Filmarchiv, der Botschaft des Staates Israel, dem Israel Film Fund, der Rabinovich Foundation und dem Forum for the Preservation of Audio-Visual Memory in Israel.