filmpädagogische Kinovorstellung, Lehrerfortbildung
Ta’alat Blaumilch
im Rahmen der Film- und Veranstaltungsreihe IM AUFBAU. ISRAELISCHES KINO. EINE RETROSPEKTIVE
09.05.2008 21:00, Berlin
Beschreibung
Anlässlich des 60. Jahrestages der Staatsgründung Israels präsentiert das Zeughauskino/ Deutsches Historisches Museum Berlin (DHM) und die Jerusalem Cinematheque - Israel Film Archive in Kooperation mit der Bundeszentrale für poltische Bildung (bpb) eine Retrospektive des israelischen Films. Nach der Eröffnung der Filmreihe im Zeughauskino des Deutschen Historischen Museums in Berlin wandert das Programm anschließend durch zahlreiche bundesdeutsche Kinos.
In der Retrospektive mit Arbeiten aus den 1950er bis 1970er Jahren sind Filme zu entdecken, die fast schon als verloren gelten mussten und jetzt dank der Zusammenarbeit vieler Partner in Israel und Deutschland mit neuen Kopien auf die Leinwand kommen. Werke, die hier kaum je zu sehen waren, stehen für eine Binnensicht auf ein Land, dessen Bild uns durch seine Omnipräsenz in den Tagesmedien allzu sehr verstellt ist. IM AUFBAU zeigt die ersten Schritte eines Filmlandes, das unter schwierigen Bedingungen Erstaunliches zuwege gebracht hat. Das Filmprogramm wird ergänzt um eine Reihe von Vorträgen und Gesprächen, die sich mit dem kulturellen und historischen Entstehungskontext der Filme befassen.
Am 09. Mai wird nach einer Einführung von Stewart Tryster der Film Ta’alat Blaumilch (The Big Dig, Israel, 1969) in der Originalfassung mit englischen Untertiteln gezeigt:
Ephraim Kishon ist im Ausland vor allem als Schriftsteller berühmt geworden. Weniger bekannt ist, dass der Autor satirischer Kurzgeschichten auch bei einigen der erfolgreichsten israelischen Filme Regie geführt hat. Gleich sein erster Film Sallah Shabbati (1964) brachte ihm eine Oscar-Nominierung. Auch sein zweiter Film, Ta'alat Blaumilch, wurde ein Hit und avancierte zu einem Klassiker des israelischen Kinos. Hier widmete sich Kishon einem seiner Lieblingsthemen: Mit ätzender Schärfe nahm er die israelische Bürokratie aufs Korn und gab sie der Lächerlichkeit preis. Sein Gespür für ein perfektes Timing und sein Sinn für Pointen machen den Film ebenso zu einem kurzweiligen Vergnügen wie die bis in Nebenrollen exzellente Besetzung.
Blaumilch, aus der Psychiatrie entwischt, stiehlt sich einen Presslufthammer und beginnt in den frühen Morgenstunden, die verkehrsreichste Kreuzung Tel Avivs aufzubrechen. Mit dem Berufsverkehr beginnt das Chaos. Während man sich in der Stadtverwaltung verzweifelt bemüht, den Urheber der Arbeiten ausfindig zu machen, während die Anwohner in Lärm und Dreck verzweifeln, zieht Blaumilch, geschützt von tumben Polizisten, mit dem Hammer unbeirrt seine Bahn. Die Bauarbeiten avancieren zum Wahlkampfthema. Keiner der eitlen und selbstsüchtigen Bürokraten will anfangs die Verantwortung übernehmen, doch das Blatt wendet sich, als konkurrierende Politiker eine heimliche Initiative des jeweiligen Gegners wittern: Plötzlich überbieten sich die Funktionäre, jeder will an erster Stelle stehen, und Heerscharen von Bulldozern, Baggern und Bauarbeitern werden Blaumilch an die Seite gestellt. Danach wird Tel Aviv nicht mehr sein, was es einmal war.
Die Film- und Veranstaltungsreihe wird veranstaltet in Zusammenarbeit mit dem Seminar für Filmwissenschaft der FU Berlin und gefördert vom Hauptstadtkulturfonds, dem Bundesarchiv-Filmarchiv, der Botschaft des Staates Israel, dem Israel Film Fund, der Rabinovich Foundation und dem Forum for the Preservation of Audio-Visual Memory in Israel.