filmpädagogische Kinovorstellung, Lehrerfortbildung
Hem Hayu Assarah
im Rahmen der Film- und Veranstaltungsreihe IM AUFBAU. ISRAELISCHES KINO. EINE RETROSPEKTIVE
16.05.2008 21:00, Berlin
Beschreibung
Anlässlich des 60. Jahrestages der Staatsgründung Israels präsentiert das Zeughauskino/ Deutsches Historisches Museum Berlin (DHM) und die Jerusalem Cinematheque - Israel Film Archive in Kooperation mit der Bundeszentrale für poltische Bildung (bpb) eine Retrospektive des israelischen Films. Nach der Eröffnung der Filmreihe im Zeughauskino des Deutschen Historischen Museums in Berlin wandert das Programm anschließend durch zahlreiche bundesdeutsche Kinos.
In der Retrospektive mit Arbeiten aus den 1950er bis 1970er Jahren sind Filme zu entdecken, die fast schon als verloren gelten mussten und jetzt dank der Zusammenarbeit vieler Partner in Israel und Deutschland mit neuen Kopien auf die Leinwand kommen. Werke, die hier kaum je zu sehen waren, stehen für eine Binnensicht auf ein Land, dessen Bild uns durch seine Omnipräsenz in den Tagesmedien allzu sehr verstellt ist. IM AUFBAU zeigt die ersten Schritte eines Filmlandes, das unter schwierigen Bedingungen Erstaunliches zuwege gebracht hat. Das Filmprogramm wird ergänzt um eine Reihe von Vorträgen und Gesprächen, die sich mit dem kulturellen und historischen Entstehungskontext der Filme befassen.
Am 16. Mai wird nach einer Einführung von Tobias Ebbrecht der Film Hem Hayu Assarah (They Were Ten, Israel, 1960) in der Originalfassung mit englischen Untertiteln gezeigt:
Western kommen aus dem Westen, und sie sind aufgeladen mit Ideologie. Der ideologischste Western aller Zeiten jedoch stammt aus dem Nahen Osten: Hem Hayu Assarah ist geradezu ein Manifest des Zionismus. Spätes 19. Jahrhundert: Neun Männer und eine Frau, geflohen vor antisemitischen Pogromen im zaristischen Russland, lassen sich nieder im Norden Palästinas. In einer löchrigen Behausung, bedroht vom türkischen Polizisten, beargwöhnt von den arabischen Nachbarn, gehen sie die Erschließung des Landes an. Keiner von ihnen hat die Kenntnisse, die dafür nötig sind. Keiner von ihnen hat in Europa je einen Pflug geführt oder gesät, und eine große Dürre erschwert das Leben zusätzlich. Nicht alle haben die physische und psychische Stärke, die Strapazen durchzustehen, aber doch schreitet ihr Aufbauwerk unaufhaltsam voran.
Ein Meisterwerk des zionistischen Realismus, voll von heroischem Pathos, bedient der Film ungebrochen eine Erzählform, deren Codes lange Zeit bestimmend waren. Wie im klassischen Western betreten die Pioniere ein scheinbar unberührtes Land, und in der Dichotomie von Gut und Böse sind sie ungebrochen die Guten. Über die Vorstellung vom guten Araber jedoch wird auch die Aussicht auf eine Koexistenz in Frieden nicht verstellt.
Hem Hayu Assarah bekam international viel Anerkennung, unter anderem wegen seiner eindrücklichen Bilder aus Galiläa. In Cannes mit einem Preis bedacht, markiert er für die israelische Filmindustrie noch aus ganz anderen Gründen einen Wendepunkt: Er war der erste Film, der in den Genuss von steuerlichen Fördermaßnahmen kam. Nach mehr als einem Jahrzehnt, in dem Spielfilme nur sporadisch entstehen konnten, war der Erfolg Dienars der Auftakt für eine sich endlich stabilisierende, kontinuierliche Filmproduktion.
Die Film- und Veranstaltungsreihe wird veranstaltet in Zusammenarbeit mit dem Seminar für Filmwissenschaft der FU Berlin und gefördert vom Hauptstadtkulturfonds, dem Bundesarchiv-Filmarchiv, der Botschaft des Staates Israel, dem Israel Film Fund, der Rabinovich Foundation und dem Forum for the Preservation of Audio-Visual Memory in Israel.