Von 9 bis 100 Minuten, für 5- bis 14-Jährige – bei der 56. Ausgabe des renommierten Filmfestivals für Produktionen aus Skandinavien und angrenzenden Ländern besticht die Sektion für Kinder- und Jugendfilme durch eine außerordentliche Bandbreite.
Da sind etwa Filme, die zeigen, dass auch in Ländern wie Norwegen oder Dänemark junge Menschen mit Migrationshintergrund leben. Sams bester Freund hießt Amir. Sie ziehen
Eine Nacht durch Oslo (empfohlen ab 14 Jahren), in der Sam seinem Kumpel beichten muss, dass er etwas mit seiner Ex-Freundin angefangen hat. Und die wollte Amir doch in dieser Nacht zurückgewinnen. In
Die geheime Mission (ab 8 Jahren) ist der 12-jährige Karl in eine Gegend von Kopenhagen gezogen, in der Menschen aus aller Welt mehr oder weniger gut zusammenleben. Gemeinsam mit der türkischstämmigen Sawsan will er es ins Finale einer Fernseh-Castingshow schaffen. Der Film von Martin Miehe-Renard basiert auf dem gleichnamigen Kinderbuch von Gitte Løkkegaard.
Im finnischen Beitrag
Korso (ab 14 Jahren) träumt der 20-jährige Markus von einer Karriere in den USA als Streetball-Profi. Doch das titelgebende Korso, ein heruntergekommener Stadtteil Helsinkis, ist nicht gerade der ideale Ausgangspunkt für diesen Traum. Und dann muss sich Markus auch noch mit dem Kongolesen Jojo herumschlagen, der überzeugt davon ist, dass weiße Jungs kein Basketball spielen können. Ähnlich übel ist auch die Gegend in Helsinki, in der Freunde Antti und Muhis leben. Als ein bekannter Neonazi bei einer Pöbelei verunglückt, macht die rechte Szene die Menschen aus Somalia dafür verantwortlich.
Wechselspiele (ab 10 Jahren) von Sami Laitinen erzählt von sozialen Konflikten in Finnland.
Es geht aber auch etwas leichter zu, wie die Filme in Lübeck zeigen, bei denen es um die (erste) Liebe geht. In Werken mit so hübschen Titeln wie
Kirschtabak (ab 14 Jahren) aus Estland oder
Küss mich, verdammt nochmal! (ab 14 Jahren) aus Norwegen geht es um die erste Liebe, mal im Moor, mal bei Theaterproben.
Kein geringerer als der Bestsellerautor Jo Nesbø hat die Vorlage geschrieben zum quietschbunten Kinderfilm
Doktor Proktors Pupspulver (ab 6 Jahren). Darin entwickelt besagter Doktor ein Pulver, dass so fulminante Darmwinde erzeugt, dass man damit ins All fliegen kann – und schon sind Bösewichter hinter dem Pulver her. Der Film kommt Anfang 2015 auch regulär ins Kino.
Doch einige der jungen Besucher werden bei den Nordischen Filmtagen auch selbst aktiv. Die "Jungen Filmjournalisten" sind auf dem Festival unterwegs, interviewen Filmschaffende und schreiben Kritiken. Bei den "Young Nordic Film Makers" treffen sich 16 Jugendliche aus Deutschland, Dänemark, Finnland und Norwegen, um während der Festivalwoche ihre eigenen Kurz-Dokumentarfilme zu drehen, die dann am 2. November zu sehen sein werden.
Und auch jenseits der Leinwände gibt es in Lübeck – der Stadt von Willi Brandt und Thomas Mann – viel zu entdecken, auch Filmisches. So kann man zum Beispiel gleich neben dem berühmten Holstentor jene Speicher sehen, die schon bei F.W. Murnaus Vampirfilm
Nosferatu von 1921 auftauchten.
Text: Martin Schwarz
56. Nordische Filmtage, 29.Oktober – 2.November 2014, Lübeck, Einzelkarte für das Kinder- und Jugendfilmprogramm: 3 Euro für Kind und Jugendliche, 7,50/ermäßigt 6 Euro für erwachsene Begleitpersonen.
Weitere Informationen gibt es
hier.