Der desillusionierte Antiterrorexperte Günther Bachmann leitet eine halboffizielle Spionageeinheit, die von Hamburg aus operiert. Als der junge Moslem Issa Karpov, ein Tschetschene mit russischen Wurzeln, im Hamburger Hafen auftaucht, heften sich die Geheimdienstler an die Fersen des Terrorverdächtigen. Bachmann hofft, an die Hintermänner des vermeintlichen Attentäters zu gelangen, und lässt Karpov daher zunächst gewähren – eine Entscheidung, die er gegen die Einwände des Hamburger Verfassungsschutzes und der CIA-Agentin Martha Sullivan durchsetzen muss. Karpov kontaktiert unterdessen mit Hilfe der jungen Anwältin Annabell Richter den Bankier Thomas Brue, um ein altes Konto seines Vaters, eines ehemaligen russischen Generals, zu aktivieren. Pokert Bachmann zu hoch? Und welche Ziele verfolgt Karpov tatsächlich?
Die Jury begründet ihre Entscheidung wie folgt: "Im hochkarätigen internationalen Schauspieler-Ensemble ragt Philip Seymour Hoffman heraus, der in seiner letzten Rolle – mit starkem deutschen Akzent – den Agenten Günther Bachmann spielt, den Leiter einer halboffiziellen deutschen Antiterror-Einheit. Kettenrauchend, Kaffee und Whisky in sich hineinkippend, gibt er den Spion der alten Schule, der in der Welt herumgekommen ist, Erfolge und Misserfolge zu verzeichnen hatte und sich darüber eine sehr eigene Sicht der Welt und seines Berufes zulegte. Den terror-verdächtigen Issa Karpow möchte er als Köder benutzen, um an die großen Fische, die Finanziers des internationalen Terrorismus, heranzukommen, denen er schon lange auf der Spur ist. Dazu muss er den Bankier Tommy Brue, der das Vermögen von Issas Vater verwaltet, und die idealistische Menschenrechtsanwältin Annabel Richter, die für Issas Aufenthalt streitet, für seine Zwecke instrumentalisieren. Vor allem braucht er dafür aber Zeit, die ihm die anderen deutschen Dienste und die CIA-Agentin Martha Sullivan nicht geben wollen. Sie setzen auf den kurzfristigen Erfolg und nutzen ihrerseits Günther Bachmann als Köder, um Issa Karpow festzunehmen. Alle wollen aus politischen oder persönlichen Motiven die Welt „besser“ oder „sicherer“ gestalten, alle haben ihre Tricks und ihre Schwächen, und alle spielen mit verdeckten Karten.
Das findet seine Entsprechung im minimalistischen Spiel der Darsteller. Neben Philip Seymour Hoffman, Willem Dafoe, Rachel McAdams und Robin Wright überzeugt die erste Garde der deutschen Schauspieler in kleinen und kleinsten Rollen. Neben Nina Hoss als Günther Bachmanns Assistentin sind dies u. a. Daniel Brühl (der wortlos und mit Kopfhörern im Ohr Monitore beobachtet), Kostja Ullmann, Martin Wuttke, Rainer Bock und Herbert Grönemeyer. Sie verleihen den Figuren Kontur und halten die komplexe Geschichte mit ihren vielen Verästelungen und Ränkespielen bis zum Schluss spannend.
A Most Wanted Man ist ein kluger Agententhriller aus dem klassischen Repertoire John le Carrés, der die Geheimdienstarbeit entmystifiziert und die Methoden des „Kriegs gegen den Terror“ und moralische Grundsätze ausbalanciert, der aber vor allem von der ersten bis zur letzten Minute packend unterhält."
Eine vollständige Liste aller ausgezeichneten Filme befindet sich auf der Website der FBW.
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