In den 1930er-Jahren wurde in den USA der Begriff "Teenager" geprägt und rasch von der Filmindustrie entdeckt. Mit ihm lassen sich Filme rund um die "jugendtypischen" Themen Rebellion, Liebe und Sexualität ohne große Streuverluste an die 13- bis 19-Jährigen adressieren. Seit der stilbildenden Teeniekomödie
Eis am Stiel (Eskimo Limon, Boaz Davidson, Israel 1977) stehen die Irrungen und Wirrungen der Pubertät im Zentrum des Genres und haben vor allem in Hollywood und den europäischen Filmländern zahlreiche Ausprägungen gefunden. Mit etwas Verspätung kam auch die Identitätssuche unter homosexuellen und sogar unter transsexuellen Jugendlichen im Unterhaltungskino an – im Jahr 2000 erhielt Hilary Swank für ihre Darstellung einer Transsexuellen in
Boys Don’t Cry (Kimberly Peirce, USA 1999) den Oscar®.
Anlässlich der deutschen Kinostarts zweier aktueller Transgender-Filme, Sabine Bernardis
Romeos ... anders als du denkst! (Deutschland 2011) und Céline Sciammas
Tomboy (Frankreich 2011), führt dieses Dossier in die filmische Darstellung von Lust und Liebe in der Pubertät ein. Im Unterricht ist die Beschäftigung mit diesem Thema besonders fruchtbar, weil sie direkt an die Lebens- und Entwicklungsphase der Schülerinnen und Schüler anknüpft und zahlreiche Möglichkeiten bietet, über die Filmgeschichte(n) reale Erfahrungen und Herausforderungen anzusprechen. Dazu gehören, wie der Hintergrundtext
Bin ich sexy? – Von der Teenagerkomödie zum Coming-Out-Drama zeigt, neben der "Entdeckung" des eigenen Körpers auch die Unsicherheit über die eigenen Empfindungen und schließlich die Sorge, den gesellschaftlichen Rollenbildern nicht gerecht zu werden. In erfolgreichen Teenagerkomödien wie
American Pie (Paul Weitz, USA 1999) sehnen sich alle Jugendlichen danach, endlich zum Kreis der Erwachsenen zu gehören und fürchten gleichzeitig, sie könnten in irgendeiner Form vom "Normalen" abweichen.
In neueren Transgender-Filmen wird diese grundsätzliche Suche nach sexueller Orientierung lediglich auf die Spitze getrieben – weswegen sie auch für ein breiteres Publikum attraktiv sein können. So erzählt Sabine Bernardi in
Romeos die Geschichte des 20-jährigen Lukas, der sich durch eine Hormonbehandlung von einer Frau in einen Mann umwandeln lässt, und dabei eine Art zweite Pubertät erlebt. Die Komik des Films entsteht – nach dem Vorbild aktueller Gendertheorien – aus dem Gegensatz von sozialem und biologischem Geschlecht, etwa wenn Lukas nicht zum Zivildienst zugelassen wird und sich während seines Freiwilligen Sozialen Jahrs in einem Schwesternwohnheim wiederfindet. Céline Sciamma liefert mit
Tomboy dazu eine mögliche Vorgeschichte: Die 10-jährige Laure schlüpft während der Ferien in die Kleider eines Jungen und genießt die damit verbundenen Freiheiten; zu Schulbeginn bereiten die perplexen Eltern diesem Geschlechtertausch ein vorläufiges Ende. Beide Filme werden in
Bin ich anders? – Transgender im Kino näher untersucht. Abgeschlossen wird das Dossier mit
Anregungen für den Unterricht und einem
Arbeitsblatt für die Schülerinnen und Schüler sowie einer Auswahl relevanter
Literaturtipps und Links zur sexuellen Orientierung Heranwachsender.