Am letzten Schultag vor ihrem Highschool-Abschluss in
Los Angeles freuen sich die "Streberinnen" Molly und Amy auf die Uni: Die ehrgeizige Molly geht zur Yale University und will die jüngste Richterin am Supreme Court werden, die schüchterne Amy will eine Zeitlang als Freiwillige in Botswana helfen, ehe sie zur Columbia University wechselt. Doch dann stellt Molly fest, dass einige vergnügungsfreudige Mitschüler/-innen ebenfalls auf dem Weg zu Elite-Universitäten sind oder einen Spitzenjob bei Google antreten werden. Also hätten auch sie zugleich viel feiern und lernen können. So beschließen die Freundinnen, so viel Spaß wie möglich in der letzten Highschool-Nacht nachzuholen. Weil sie sich aber von den anderen abgeschottet hatten, wissen sie nicht, wo die coolste der vielen Partys an diesem Abend stattfindet. Dort hofft Molly, ihren Schwarm Nick zu treffen, und Amy möchte der von ihr angehimmelten Skaterin Ryan näher kommen. Eine wilde Odyssee beginnt.
Die erste lange Regiearbeit der US-Schauspielerin und -Produzentin Olivia Wilde variiert einfallsreich das etablierte
Genre der Highschool-Komödie und bildet sozusagen das weibliche Pendant zu
Superbad (USA 2007). Beanie Feldstein als Molly bildet mit Kaitlyn Dever als Amy ein Girl-Power-Dreamteam. Die beiden zentralen Identifikationsfiguren realisieren erst in dieser rauschhaften Nacht, dass eine wichtige Lebensphase nun endet und sich die bisher so eng verknüpften Lebenswege der Seelenverwandten trennen. Während die
Inszenierung geschickt humoristische und emotionale
Szenen ausbalanciert, verleiht der mitreißende
Soundtrack des Musikproduzenten Dan the Automator der Party-Hopping-Stationen-Kette zusätzlichen Schwung.
Booksmart, Trailer (© Weltkino Filmverleih)
Der Film bietet reichlich Anknüpfungspunkte für eine Analyse altersgruppentypischer Vorurteile und Klischees, wobei diese durch komplexe Figuren hinterfragt werden. So kritisiert Molly zu Beginn einige Mitschüler, die sie als Streberin verspotten, sieht aber selbst arrogant auf die vermeintlichen Versager herab. Die Inszenierung schildert ebenso humorvoll wie selbstverständlich die Annäherungsversuche der lesbischen Amy. Woran lässt sich diese Selbstverständlichkeit festmachen und warum ist sie so ungewöhnlich für US-Filme? Die Figur der Molly, in deren Zimmer Fotos von Michelle Obama und Ruth Bader Ginsburg stehen, transportiert eine emanzipatorische Botschaft. Mit Amy hat sie den Vornamen der pakistanischen Frauenrechtsaktivistin Malala Yousafzai als Codewort festgelegt. Ist das als feministisches Statement zu werten?
Dieser Text ist eine Übernahme des
VISION KINO-FilmTipps.
Autor/in: Reinhard Kleber, 11.10.2019, Vision Kino 2019.
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