Die Fitzpatricks halten stets zusammen. Wenigstens die Männer der New Yorker Arbeiterfamilie. Jeden Samstagmorgen fährt Mr. Fitzpatrick, der pensionierte Feuerwehrmann, mit seinen erwachsenen Söhnen Mickey und Francis zum Angeln auf den Hudson River und beglückt sie mit seinen verquasten Lebensweisheiten: "Ihr müsst nur tun, was euch glücklich macht." Francis entschied sich fürs Geldverdienen und ging an die Wall Street. In seinen Augen ist der ältere Bruder ein Versager. Mickey jobbt in Brooklyn als Taxifahrer und ist damit zufrieden. Doch beim samstäglichen Ausflug sind alle Differenzen vergessen. Drei Mann in einem Boot genießen bei Dosenbier und Frotzeleien eine komplizenhafte Kumpanei und denken einmal nicht an den Stress mit dem anderen Geschlecht. Denn zumindest die Söhne haben Probleme mit den Frauen. Mickey überraschte vor drei Jahren seine Verlobte Heather mit einem anderen und führt seitdem ein beziehungsarmes Single-Leben. Erst als die kluge und schöne Hope in sein Taxi steigt, verliebt er sich wieder und heiratet sie auf der Stelle. Die erste Unstimmigkeit folgt sogleich, denn Hope hat ihm verschwiegen, dass sie zum Studieren nach Paris will. Börsen-Yuppie Francis hat dagegen seine College-Liebe Renee geheiratet und ist nun mit Haut und Haaren der blonden Heather verfallen. Er ist überzeugt, dass diese Femme fatale die Richtige für ihn ist und will sich von der nichtsahnenden Renee scheiden lassen.
Wie in seinem Debüt
Kleine Sünden unter Brüdern, dem letztjährigen Gewinner des Sundance Filmfestivals, geht es auch in Edward Burns neuer romantischer Komödie um Bruderliebe und Bruderzwist im irischen Einwanderermilieu. Die durch Heather wieder entfachte Rivalität zwischen den ungleichen Brüdern versucht der Vater nach Männerart zu schlichten. Mit einem Boxkampf sollen seine Söhne ihren Streit beilegen. Ihre Lebens- und Liebesnöte sind damit allerdings noch lange nicht gelöst. Dass seine Ratschläge nicht unbedingt funktionieren, erfährt Mr. Fitzpatrick auf seine alten Tage schließlich am eigenen Leib. Mrs. Fitzpatrick tut endlich auch das, was sie glücklich macht und geht mit einem anderen auf und davon.
Edward Burns geradliniger und unauffälliger Regiestil konzentriert sich ganz auf das Herausarbeiten der unterschiedlichen Charaktere – den sympathischen Mickey (vom Regisseur selbst gespielt), die unbefangene Hope (Burns Ehefrau Maxine Bahns), die toughe Heather (Cameron Diaz mit Ellen Barkin-Qualitäten), den materialistischen Francis (Mike McGlone) und den alten Dickschädel Mr. Fitzpatrick (Altprofi John Mahoney). In treffsicher formulierten Dialogen fängt der Regisseur, Autor und Hauptdarsteller die Konflikte der streitbaren Fitzpatricks ein. Humorvoll schildert er die von großer Nähe und gegenseitiger Sympathie geprägten familiären Beziehungen. Jung und Alt unterscheiden sich nur durch die Zahl ihrer Lebensjahre. Bei auftretenden Schwierigkeiten rauft man sich zusammen. Der liebenswert sture Vater ist zwar kein Vorbild, er hat für die Probleme des Lebens keine Patentlösung, aber er steht seinen Jungen solidarisch zur Seite.
Autor/in: Angela Leifeld, 01.11.1996