Die Baseballkappe ist schuld an dem Spitznamen, den der 12-jährige Martin gleich an seinem ersten Tag in der neuen Schule erhält: "Blöde Mütze". Keine gute Grundlage, um in der verschlafenen Kleinstadt, in die er mit seinen Eltern gezogen ist, neue Freunde zu finden. Immerhin ist er nicht nur mit dem coolen Oliver, mit dem er ständig aneinander gerät, in derselben Klasse, sondern auch mit der hübschen Silke – Martin verliebt sich Hals über Kopf. Als er sich endlich traut, Silke anzusprechen, verabredet diese sich sogar mit ihm in einem verlassenen Flussfreibad. Doch Silke ist auch mit Oliver befreundet, und so kommt es dort zu einer Prügelei zwischen den beiden rivalisierenden Jungen. Silke hat für solche Kindereien kein Verständnis. Um ihre Anerkennung zu gewinnen, setzt sich Martin schließlich für Oliver ein, der wegen der Trennung seiner Eltern mit zahlreichen Schwierigkeiten zu kämpfen hat. Während sich allmählich eine Freundschaft zwischen den Dreien entwickelt, bleibt für Martin die brennende Frage, für welchen der beiden Jungen sich Silke entscheiden wird.
Martin, Oliver und Silke sind mit ihren zwölf Jahren eigentlich keine Kinder mehr, zählen jedoch auch noch nicht zu den Jugendlichen. In einem heißen Sommer ziehen sie sich in ein ehemaliges Freibad zurück, ein heimlicher Freiraum, der sich der elterlichen Kontrolle entzieht. Johannes Schmid erzählt in seinem Film von den Herausforderungen des Erwachsenwerdens, von ersten zaghaften Flirtversuchen und Enttäuschungen, von Rivalität und dem Wunsch, endlich anerkannt und respektiert zu werden. Die Eltern machen dies nicht gerade leichter: Entweder sie zeigen, wie bei Martin, zuviel Fürsorge oder sie sind so mit ihren eigenen Problemen beschäftigt, dass sie, wie in Olivers Familie, ihren Sohn darüber vergessen. Während diese familiären Konflikte den Film stellenweise zu überfrachten drohen, überzeugen insbesondere solche Szenen, in denen die Kinder unter sich sind. Dabei überwiegt nicht die große Geste und die dramatische Zuspitzung, sondern vielmehr die feine Beobachtung. Als authentische Reflektion kindlicher Erfahrungswelten bietet
Blöde Mütze! eine fruchtbare Diskussionsgrundlage für eine Auseinandersetzung mit Familienbildern, dem Verhältnis von Eltern und Kindern, Geschlechterrollen sowie der Bedeutung von Freundschaften.
Autor/in: Stefan Stiletto, 15.02.2008
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