Im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso do Sul fristen die Guarani-Kaiowá-Indios ein trostloses Dasein in ihren Reservaten. Auf ihren ehemaligen Territorien haben weiße Großgrundbesitzer/innen riesige Felder angelegt, auf denen sie genveränderte Pflanzen anbauen. Weitere Geschäfte machen die Farmer mit "Birdwatching"-Touren für Touristen/innen, für die sie die Indios mit Pfeil und Bogen als Fotoattraktion zur Schau stellen. Neben der harten Feldarbeit ist dies jedoch die einzige Verdienstmöglichkeit für die zunehmend verzweifelnde indigene Bevölkerung. Der angehende Schamane Osvaldo verlässt mit einer kleinen Gruppe das Reservat, um das Land der Ahnen wieder in Besitz zu nehmen. Doch der Landbesitzer geht gegen die stetig wachsende Gruppe mit eigenen Mitteln vor.

Unsentimental und dennoch bewegend erzählt "Birdwatchers" vom Kampf der indigenen Bevölkerung um ihren Lebensraum, ihre Rechte und Würde, von Umweltschutz und Profitgier. Der Einsatz von Laiendarstellern/innen, die sich selbst als eine Gesellschaft ausgeprägter Individualisten/innen spielen, bürgt für größtmögliche Authentizität und Zum Inhalt: Dokumentarfilmdokumentarische Schärfe. Bilder des sattgrünen Urwalds und der mit Erdfarben geschminkten Gesichter der Indios im Kontrast mit brachen, gerodeten Wäldern verleihen dem Film atmosphärische Dichte. Auf eine fast archaische Weise wird ein Kampf auf Leben und Tod symbolisiert – zumal sich das Lebensgefühl der Ausgegrenzten stärker über Blicke voller Schmerz und Unglück vermittelt als über die sparsam eingesetzten Dialoge. Zudem verstärkt der Zum Inhalt: FilmmusikSoundtrack mit markanten stilistischen Wechseln von gregorianischer Vokalmusik und traditionellen Indio-Klängen das kulturelle Nebeneinander.

Die historischen Hintergründe, die vor Jahrhunderten zur Vertreibung der indigenen Völker führten, werden im Film nur angedeutet und können in der filmpädagogischen Arbeit vertieft werden. Weiterhin offeriert "Birdwachters" Diskussionsansätze zur Ausbeutung der natürlichen Ressourcen aus ökonomischen Gründen wie auch zum grundsätzlichen Konflikt zwischen zwei verschiedenen Kulturen und Lebensweisen. Das Thema der gesellschaftlichen Ausgrenzung kann weit über den konkreten Filmkontext hinaus und besonders an Schulen mit hohem Ausländeranteil und Integrationsproblemen dazu anregen, dass sich die Schüler/innen mit eigenen Erfahrungen einbringen.

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