Der sensationelle Aufstieg des Dorfvereins TSG 1899 Hoffenheim war die aufregendste Geschichte des Fußball-Jahres 2008. Der Durchmarsch bis an die Tabellenspitze der Bundesliga machte in der ganzen Welt Schlagzeilen. Frank Marten Pfeiffer und Rouven Rech begannen die Dreharbeiten zu
Das Leben ist kein Heimspiel bereits, als der Klub sich noch im Amateurlager für seine Erfolgsgeschichte rüstete. In ihrer
Langzeitdokumentation kommen neben dem Mäzen Dietmar Hopp, der seine Milliarden im Software-Geschäft gemacht hat, nun auch der Geschäftsführer Jochen A. Rotthaus, Manager und Trainer des Vereins sowie Fans der ersten Stunde zu Wort.
Geschickt kontrastieren die beiden Filmemacher die Professionalisierung des Vereins mit dem alltäglichen Leben in der 3.000-Seelen-Gemeinde Hoffenheim, ohne dabei eindeutig Partei zu ergreifen. Die Kamera ist dabei, wenn die Vereinsverantwortlichen das Marketing entwickeln und die Bagger anrücken, um den Boden für das neue Stadion mit 30.000 Plätzen zu planieren. Währenddessen schwanken die Anhänger/innen, personalisiert zum Beispiel durch Torro, den Vorsitzenden des ersten Fanclubs, zwischen Hoffen und Bangen: Einerseits genießen sie den sportlichen Erfolg, andererseits sorgen sie sich um die heimelige Atmosphäre im Vereinsumfeld. Immer wieder rückt der Film die wogenden Weizenfelder Badens in den Blick, genauso aber auch Fototermine, Jubelfeiern, Pressekonferenzen und andere Begleitumstände des Profi-Fußballs.
Das Leben ist kein Heimspiel erzählt nicht nur vom scheinbar unaufhaltsamen Erfolg eines Sportvereins. Der Fußball wird zum Lehrbeispiel für wirtschaftliche Zusammenhänge, die weit über sportliche Aspekte hinausgehen. Denn der TSG 1899 Hoffenheim ist nicht nur ein Fußballverein auf dem Weg nach oben, sondern auch ein Produkt, das mit Hilfe von modernen Marketingstrategien aus dem Nichts erschaffen wurde. Der Film zeigt: Im modernen Profi-Fußball, der als Event inszeniert wird und sich als Geschäft mit Emotionen versteht, treten die Mechanismen des Kapitalismus weitgehend unverstellt zutage. Das zeigt nicht zuletzt die aktuelle Entwicklung: Trainer Ralf Rangnick legte Ende 2010 seinen Posten nieder, weil hinter seinem Rücken der Verkauf eines TSG-Spielers eingeleitet worden war.
Autor/in: Thomas Winkler, 04.01.2011
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