Im November 2005 wurde der 12-jährige Palästinenser Ahmed Khatib während eines Einsatzes der israelischen Armee im Flüchtlingslager Jenin erschossen. Die Soldaten hatten Ahmeds Spielzeugwaffe für ein echtes Gewehr gehalten. Nachdem die Ärzte in Haifa den Hirntod des Jungen festgestellt hatten, entschloss sich dessen Vater Ismael in Absprache mit seiner Frau, die Organe seines Sohnes zu spenden. Diese selbstlose Tat, die im Zentrum dieses Dokumentarfilms steht, rettete die Leben von mehreren israelischen Kindern – darunter auch die Tochter eines jüdisch-orthodoxen Ehepaars. Der Film vollzieht eine Doppelbewegung, indem er die Ereignisse in
Rückblenden rekapituliert und Ismael zwei Jahre nach der Tragödie, unter anderem auf seiner Reise zu dreien dieser Kinder, begleitet.
Das deutsch-israelische Regieteam verbindet die persönliche Geschichte der Familie Khabib mit den politischen Ereignissen im Nahen Osten, nimmt dabei aber überwiegend die palästinensische Perspektive ein. Nur in wenigen Filmszenen werden etwa die Intifada oder die palästinensischen Selbstmordanschläge in Israel thematisiert. Mit offener Sympathie begegnen die Filmemacher ihrem Protagonisten Ismael Khatib, der sich vom gewalttätigen Widerstand seiner Jugendzeit zu einem sozial engagierten Mann in Jenin gewandelt hat. Mit
bewegter Kamera und unkonventionellen
Blickwinkeln bemühen sich die Regisseure um den Eindruck der Unmittelbarkeit. Doch die vielen
Schnitte und unruhigen
Close-Ups sowie der Einsatz von zum Teil hoch emotionaler
Musik unterwandern die Glaubwürdigkeit ihrer Dokumentation: Die Geschichte eines Mannes, der in einem selbstlosen Akt der Nächstenliebe den beiderseitigen Hass überwindet, ist per se stark genug und hätte nicht einer betont suggestiven Inszenierung bedurft.
Thematisch bietet sich eine Behandlung im Politik-, Gemeinschafts- oder Sozialkundeunterricht an. Allerdings sollten die Schüler/innen aufgrund der subjektiven Herangehensweise bereits über Hintergrundwissen bezüglich des israelisch-palästinensischen Konflikts verfügen. Aufgrund seiner Machart ist der Film auch für eine Diskussion darüber geeignet, inwiefern Dokumentarfilme eine objektive Sichtweise der Realität wiedergeben. Im Religions- und Ethikunterricht können zudem das Thema Organspende oder Fragen zu den Bereichen Rache und Vergebung wie auch die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Judentum und Islam diskutiert werden.
Autor/in: Andreas Resch, 06.05.2009
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