Inhalt
Zu seinem 16. Geburtstag bekommt Georg von seiner Mutter einen Brief überreicht. Dieser stammt von seinem Vater, der vor vielen Jahren gestorben ist. Zunächst begegnet Georg diesem Vermächtnis mit Unwillen - zu groß ist sein Schmerz. Auf einer einsamen Skireise beginnt er die Briefe dennoch zu lesen. Er erfährt, wie der Vater sich einst unsterblich in ein Mädchen verliebte, das ihm unerreichbar erschien. Er nennt sie das Orangenmädchen. Nach und nach lüftet sich das Geheimnis um sie. Während Georg die Geschichte der Beiden verfolgt, gibt es auch in seinem Leben eine Wendung; auch er begegnet einem Mädchen, das ihm gefällt. Diese Begegnung scheint es ihm zu ermöglichen, sich schließlich der Zukunft zuzuwenden.
Umsetzung
Es treffen in diesem Film Gegenwart und Vergangenheit, Realität und Erinnerung, Diesseits und Jenseits aufeinander. Die Darstellung dieser Ebenen bzw. das Oszillieren zwischen ihnen glückt dramaturgisch wie formal. Mehrere Handlungsstränge aus verschiedenen Zeiten sind miteinander verflochten. Extreme Aufsichten der Kamera scheinen eine jenseitige Perspektive zu signalisieren, häufige Aufnahmen von einem totalen Blickpunkt aus den umfassenden Begriff von Zeit. Immer wieder ist der Blick auch unklar oder wird behindert, wie durch Gitterstäbe oder spiegelnde Glasscheiben. Dies entspricht dem Rätselhaften der Geschichte, verdeutlicht aber auch die dünne Grenze, die zwischen den Ebenen besteht. Letztlich wird erzählt, wie nahe Leben und Tod beieinander liegen.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Indem das Thema Tod in eine Geschichte voller Lebendigkeit eingebettet ist, gelingt es dem Film, dessen Tabuisierung zu überwinden. Damit stellt er eine wertvolle Grundlage für die pädagogische Auseinandersetzung mit diesem Thema dar und bietet Anknüpfungspunkte für die Vertiefung weiterer existenzieller Fragestellungen. Es geht um elterliche und um partnerschaftliche Liebe, um Verantwortung gegenüber geliebten Menschen, um die Herausbildung eines Individuums und die Verbundenheit mit den eigenen Wurzeln. Im schulischen Rahmen eignen sich dazu die Fächer Philosophie/Ethik/Religion. Im Deutschunterricht ließe sich ein Vergleich zwischen Film und Literaturvorlage anstellen. Aufgrund der komplexen Erzählstruktur, die eine gewisse intellektuelle Herausforderung darstellt, empfiehlt sich eine Beschränkung auf höhere Klassenstufen.
Dieser Text ist eine Übernahme des
VISION KINO-FilmTipps.
Autor/in: Lisa Gadatsch, 25.09.2009, Vision Kino 2009.