Bruno, ein Regisseur von B-Movies, steht kurz vor dem Bankrott und befindet sich in einer tiefen Lebenskrise, als ihm die junge Teresa ihr Drehbuch "Der Kaiman" anbietet. Nachdem ein anderes Filmprojekt scheitert, entschließt er sich, mit ihr zusammen zu arbeiten; zu spät merkt Bruno, dass ihr Skript kein Thriller, sondern eine kritische Biografie des skandalumwitterten italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi ist. Der politisch indifferente Regisseur versucht dennoch, die Finanzierung zustande zu bekommen. Und während der Film gegen alle Widerstände Form annimmt, quält sich Bruno mit dem Gedanken an die bevorstehende Trennung von seiner Frau Paola.
Selten wurde in Italien ein Film so sehnsüchtig erwartet wie Nanni Morettis Abrechnung mit Silvio Berlusconi. Vier Jahre lang engagierte sich der linke Autorenfilmer in der Basisbewegung
Girotondi (wörtlich: "Ringelreihen") im Kampf gegen den Politiker, der mit Hilfe seines Medienimperiums Kritiker/innen mundtot machte und Prozesse verschleppte. In einer Nebenrolle formuliert Moretti selbst das Dilemma seines Films: "Wozu ein Film über Berlusconi? Es ist doch alles bekannt!". So verpackt er Informationen über die dubiose Vermögensbildung des populistischen Politikers und über Italiens Wandlung zur "Bananenrepublik" in eine verschachtelte Film-im-Film Handlung. Originale Fernsehausschnitte mit Berlusconis verbalen Ausfällen etwa im EU-Parlament und gespielte Szenen mit Doppelgängern wechseln ab mit der humorvollen, an Woody Allen erinnernden Schilderung von Brunos familiärer Misere.
Diese kaleidoskopische Struktur trägt dazu bei, dass sich Moretti beim Bemühen, die kulturellen und politischen Facetten des Berlusconi-Phänomens aufzuzeigen, zwischen Familiendrama, Ironie und Botschaft etwas verzettelt. Dennoch kann für Jugendliche seine These von der Machtergreifung Berlusconis dank Volksverdummung durch debile TV-Unterhaltungsshows einen fruchtbaren Ansatz für Diskussionen bieten. Neben politischem Hintergrundwissen vermittelt die um die Ecke gedachte Tragikomödie ungewohnte Perspektiven auf ein Land, das hierzulande vor allem als Urlaubsparadies wahrgenommen wird. Dabei versucht Moretti die klischeehafte "italianità", jene Mischung aus "Horror und Folklore", wie ein polnischer Finanzier im Film die Zustände beschreibt, zu widerlegen. Ebenso amüsant wie informativ sind die Seitenblicke auf das Abenteuer des Filmemachens und die poetischen Einsprengsel über das Kino als Vehikel zwischen Fantasie und Wirklichkeit.
Autor/in: Birgit Roschy, 11.07.2007