Dave und Kristen Olesen leben mit ihren Töchtern Annika und Liv sowie 37 Alaska Huskys im Norden Kanadas fernab jeglicher Zivilisation. Auf das selbstbestimmte, aber entbehrungsreiche Leben bei klirrender Kälte hat sich die Familie eingestellt. Jagen und Fischen sichern die Ernährung, die Kinder werden per Internet unterrichtet. Zusammen bereiten sich die Olesens auf eine große Herausforderung vor: Zum ersten Mal will Annika an der Juniorausgabe des härtesten Schlittenhunderennens der Welt teilnehmen. Die ganze Familie hilft bei diesem aufwendigen, teuren Vorhaben nach besten Kräften mit. Auf der 3.500 Kilometer weiten Reise nach Alaska kommt es allerdings zu Problemen: Einige Hunde verletzten sich schon vor dem Rennen.
Die Familie mit den Schlittenhunden ist das Porträt von Aussteiger/innen, die dank ihrer ungewöhnlichen Lebensweise sehr ausgeglichen wirken. In ihrer zurückhaltenden Inszenierung verzichten die Autoren/innen auf Kommentare, unterschwellig aber vermittelt sich Kritik an der heutigen Konsumgesellschaft, von der sich die Protagonisten/innen dezidiert abgrenzen. Moderne Kommunikationstechnologien etwa sind für die Familie weniger bedeutsam als ideelle Werte wie Geborgenheit, Ehrlichkeit und Vertrauen. Der Zusammenhalt vermittelt sich besonders auf der Fahrt nach Alaska, als alle Familienmitglieder ihr Möglichstes tun, die Hunde wohl behalten an den Start zu bringen. Poetische Ansichten der kanadischen Landschaft unterstreichen die starke Naturverbundenheit der Olesens. Die grausamen Facetten des Iditarod-Hunderennens, gegen das Tierschützer protestieren, weil viele Hunde tödlich dabei umkommen, ignoriert der Dokumentarfilm allerdings.
Mit existenziellen Fragen zum Erwachsenwerden am Rande der Wildnis bietet die Dokumentation anregende Diskussionsansätze für ein jugendliches Publikum. Anhand von Alltagsszenen und den Berichten der Protagonisten/innen lassen sich die Lebensbedingungen in der Eiswüste mit allen Vor- und Nachteilen reflektieren und die starken Gegensätze zu europäischen Kulturkreisen vergegenwärtigen. Am Beispiel der Mädchen, die nur selten über das Internet im Kontakt mit anderen Jugendlichen stehen, sich aber keineswegs einsam fühlen, lassen sich zugleich denkbare Chancen und Defizite der Pubertät an einem abgeschiedenen Ort erörtern. Im Ethik- und Biologieunterricht bietet sich darüber hinaus Gelegenheit, die qualvollen Hunderennen zu hinterfragen und für das Leiden der Tiere zu sensibilisieren, von denen viele die ihnen zugemuteten Strapazen nicht überleben.
Autor/in: Kirsten Liese, 22.11.2013
Mehr zum Thema auf kinofenster.de:
Weitere Texte finden Sie mit unserer Suchfunktion.