Die Familie Rheinwald aus Kopenhagen betreibt seit Generationen eine erfolgreiche Bäckerei, die den dänischen Königshof beliefert. Das stolze Familienoberhaupt Rikard hat aus erster Ehe zwei erwachsenen Töchter und mit seiner neuen Lebensgefährtin Sanne zwei weitere Kinder. Als der zuvor an Krebs erkrankte Rikard glaubt, die Krankheit besiegt zu haben, heiratet er Sanne. Fast zeitgleich bekommt seine Lieblingstochter Ditte, eine Galeristin, ihren Traumjob in New York angeboten. Um die Stelle annehmen und mit ihrem Freund Peter in die USA ziehen zu können, bricht sie ihre erste Schwangerschaft ab. Doch dann werden bei Rikard Metastasen festgestellt. Ohne Peter einzubeziehen, beschließt Ditte, in Kopenhagen bei ihrem Vater zu bleiben, der sie als seine Nachfolgerin im Betrieb bestimmt hat.
Der Film beginnt als heitere Chronik einer Familie, die in warmen
Farben gehalten ist. Doch schon bald zeigt die schönen Fassade Risse: Frustrationen, Rivalitäten und Loyalitätskonflikte werden deutlich. Spätestens mit der neuen Krebsdiagnose wandelt sich
Eine Familie zu einem melancholischen, nachdenklich gestimmten Familiendrama, das in einer langen Sterbeszene gipfelt. Während sich der Film zunehmend auf die enge Beziehung zwischen Vater und Lieblingstochter konzentriert, gerät die Beschreibung der Struktur der Patchwork-Familie etwas ins Hintertreffen. Die gediegene, in
ruhigen Bildern gestaltete Inszenierung vermeidet erfreulicherweise allzu sentimentale Töne.
Soll Ditte den Wunsch des Vaters erfüllen und den Familienbetrieb übernehmen oder soll sie einen selbstbestimmten Weg wählen? Das Dilemma der Protagonistin regt im Ethik- oder Religionsunterricht dazu an, über den Widerstreit von Sachzwängen und Lebensträumen, persönlicher Neigung und sozialen Verpflichtungen zu reflektieren. Gerade die starke Bindung zwischen Ditte und Rikard zeigt, wie nachhaltig familiäre Rücksichtsnahmen persönliche Lebenspläne bestimmen können. Dabei bietet sich ein filmästhetischer Vergleich mit den emotionsstarken Dramen des schwedischen Regisseurs Ingmar Bergman, etwa
Wilde Erdbeeren (Smultronstället, Schweden 1957), an. Weitere Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit bietet die Krebserkrankung des Patriarchen. Hier kann analysiert werden, wie die Familie mit der tödlichen Krankheit umgeht und wie sie sich auf den nahenden Tod des Vaters und Ehemanns vorbereitet.
Autor/in: Reinhard Kleber, 01.03.2011
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