Hintergrund
Kommentierte Filmografie zum Thema Linksterrorismus in Deutschland (Auswahl):
"Die verlorene Ehre der Katharina Blum"
Die verlorene Ehre der Katharina Blum
Bundesrepublik Deutschland 1975 Regie: Volker Schlöndorff mit Angela Winkler, Mario Adorf, Dieter Laser u. a.
Wie die literarische Vorlage von Heinrich Böll bezieht sich auch der Film auf die Terrorismusdebatte der 70er Jahre. Er handelt von einer jungen Frau, die nach einer kurzen Liebesbeziehung mit einem angeblichen Terroristen zum wehrlosen Opfer von Polizei, Justiz und Regenbogenpresse wird.
Deutschland im Herbst
Bundesrepublik Deutschland 1977-78 Regie: Alf Brustellin, Bernhard Sinkel, Rainer Werner Fassbinder, Alexander Kluge, Beate Mainka-Jellinghaus, Maximiliane Mainka, Peter Schubert, Edgar Reitz, Katja Rupé, Hans Peter Cloos, Volker Schlöndorff mit Caroline Chaniolleau, Hildegard Friese, Heinz Bennent u. a.
Eine Gemeinschaftsproduktion deutscher Filmemacher zum "deutschen Herbst" 1977 und der ambivalent erscheinende Versuch, die Stimmung in der Bundesrepublik nach der Entführung und Ermordung von Arbeitgeberpräsident Schleyer und den Selbstmorden dreier Terroristen in Stammheim zu beschreiben.
Die dritte Generation
Bundesrepublik Deutschland 1978 Buch und Regie: Rainer Werner Fassbinder mit Eddie Constantine, Hanna Schygulla, Volker Spengler u. a.
Seinerzeit umstrittener Film über die "dritte Generation" der RAF-Terroristen ein Jahr nach der Schleyer-Entführung, in dem Fassbinder die Terroristen als gelangweilte junge Menschen präsentiert, die bei ihren Aktionen gar nicht merken, dass sie von einem Industriellen manipuliert und ausgenutzt werden.
Die bleierne Zeit
Bundesrepublik Deutschland 1981 Buch und Regie: Margarethe von Trotta mit Jutta Lampe, Barbara Sukowa, Rüdiger Vogler u. a.
In Anlehnung an die Biografie der Terroristin Gudrun Ensslin schildert der Film die geschwisterliche Beziehung zweier Pfarrerstöchter mit unterschiedlicher Auffassung von politischem Widerstand. Als die jüngere als Terroristin im Gefängnis stirbt, versucht die ältere, die Umstände dieses Todes und die Motive der Schwester zu ergründen.
Stammheim
Bundesrepublik Deutschland 1985 Regie: Reinhard Hauff mit Ulrich Pleitgen, Ulrich Tukur, Therese Affolter u. a.
Eine filmische Rekonstruktion des 192 Tage währenden Prozesses gegen die führenden Mitglieder der Baader-Meinhof-Gruppe gut zehn Jahre zuvor. Auch dieser 1996 auf der Berlinale mit dem Goldenen Bären ausgezeichnete Film war umstritten, da die politisch-gesellschaftlichen Hintergründe des Terrorismus weit gehend ausgespart blieben.
"Die Reise"
Die Reise
Bundesrepublik Deutschland/Schweiz 1985-86 Buch und Regie: Markus Imhoof mit Markus Boysen, Corinna Kirchhoff, Claude Oliver Rudolph u. a.
Verfilmung des autobiografischen Romans von Bernward Vesper, dem Sohn des NS-Dichters Will Vesper und dem Lebensgefährten von Gudrun Ensslin, der sich frühzeitig von der Terroristenszene losgesagt hatte. Intensiv in der Auseinandersetzung mit der Elterngeneration streift der Film jedoch nur die politischen Motive der eigenen Generation.
Die Terroristen
Deutschland 1992 Regie: Philip Gröning mit Stephanie Philipp, Michael Schech, David Baalke u. a.
Kurz nach der Wiedervereinigung plant eine Gruppe von chaotischen Möchtegern-Terroristen einen Anschlag auf den Kanzler. Eine misslungene Polit-Groteske über die "vierte Generation", in der die Terroristen genauso oberflächlich und ziellos agieren, wie der Film inszeniert wurde.
Todesspiel – Teil 1 & 2
Deutschland 1996-97 Buch und Regie: Heinrich Breloer mit Hans Brenner, Manfred Zapatka, Sebastian Koch u. a.
Ein zweiteiliges Dokudrama für das Fernsehen (auch als Video verfügbar) über die dramatischen Ereignisse des "deutschen Herbstes" 1977, mit teilweise seinerzeit unveröffentlichtem Material und mit Augenzeugenberichten. Der Film nimmt eindeutig Partei für die Opfer der terroristischen Gewalttaten.
Autor/in: Holger Twele, 21.09.2006