Im Amerikanischen bezeichnet der Ausdruck "spezial man" nicht etwa einen besonders bedeutsamen Menschen oder eine bekannte VIP. Er meint Personen, bei denen Verbindlichkeit oder gar Liebenswürdigkeit gepaart ist mit auffallenden Verhaltensweisen, wie inneren Hemmschwellen, geistigen Behinderungen oder anderen hervorstechenden Eigenschaften. Der Betreffende wird nicht automatisch zum Außenseiter oder gar zum Fall für die Psychiatrie abgestempelt. In den vier vorgestellten Filmen dieser Themenausgabe geht es um solche Mitmenschen. Damit verknüpfen sich substanzielle Fragen der Gegenwart: Welche "Freiräume" gibt es noch in unserer oft sehr einseitig auf Leistung fixierten Gesellschaft? Wie tolerant bzw. hilfreich verhalten wir uns gegenüber älteren und vor allem auch jüngeren Menschen, die dem gesellschaftlichen Erwartungsdruck nicht entsprechen? Und was bieten diese Menschen sich und ihrer Umwelt möglicherweise an anderen Qualitäten? Augenfällig ist immerhin, dass gerade in letzter Zeit Filme wieder gehäuft ins Kino gelangen, die sich mit solchen "spezial men" beschäftigen und damit offenbar auch das Publikum ansprechen. Ob sich daraus bereits eine allgemeine Rückbesinnung auf menschliche Grundwerte und soziale Einstellungen der Solidarität und des Miteinander ableiten lässt, bleibt freilich abzuwarten. Im norwegischen Publikumsrenner
Elling von Petter Naess lernen sich die ungleichen Männer Elling und Kjell in der Psychiatrie kennen und schätzen. Elling ist ein Muttersöhnchen, Kjell hat nur Essen und Sex im Kopf. Zwei Jahre später sollen beide ins so genannte "normale" Leben entlassen werden. Dabei gestalten sich die einfachsten Dingen, wie das Telefonieren oder das Verlassen der Wohnung mangels sozialer Erfahrung als unüberwindbar scheinende Hindernisse, bis beide eine Chance bekommen und ungeahnte Fähigkeiten in sich entdecken. Im amerikanischen Mainstreamfilm
Ich bin Sam von Jessie Nelson steht der geistig behinderte Sam im Mittelpunkt. Mit einer Obdachlosen zeugt er ein Kind, doch die Frau verschwindet kurz nach der Geburt. Sam kümmert sich liebevoll um seine Tochter. Als sie jedoch sieben Jahre alt ist, will das Jugendamt sie gegen ihren Widerstand dem Vater wegnehmen und in eine Pflegefamilie stecken. Wegen seiner Behinderung chancenlos vor Gericht kämpft Sam schließlich mit Hilfe einer Anwältin um seine Tochter. Die Anwältin möchte beweisen, dass Sam seine Vaterpflichten trotz der Behinderung erfüllt. Die irische Produktion
On the Edge von John Carney erzählt die Geschichte eines jungen Mannes, der die typischen Probleme des Erwachsenwerdens, die nicht selten von Momenten der Orientierungslosigkeit und Verrücktheit begleitet sind, hinter einer seltsamen Form von Humor und einer Neigung zur Selbstzerstörung übertüncht. Dieser Film spielt tatsächlich in der Psychiatrie, obwohl der Jugendliche nach einem Unfall mit einem gestohlenen Auto die Wahl hatte, stattdessen ins Gefängnis zu gehen. In der Anstalt versucht er den wirklich schweren Fällen zu helfen und verliebt sich dabei in eine Patientin mit starker Neigung zur Selbstzerstörung. Wurde in den vorstehenden Filmen bewusst auf eine klare Krankheitsdiagnose bei den Protagonisten verzichtet, leidet die jugendliche Hauptfigur in
Das weisse Rauschen von Hans Weingartner offenbar unter Schizophrenie, die plötzlich und schubweise auftaucht und den Jugendlichen vollkommen aus der Bahn wirft. Der Film versucht künstlerisch zu vermitteln, was das für den Patienten selbst wie für seine unmittelbare Umwelt bedeutet.