Nach Marketing-, Management- und Wirtschaftstudium in Warschau, Poznan und Berlin studierte der gebürtige Danziger Mikolaj Pokromski, Jahrgang 1977, an der Deutsch-Französischen Filmakademie in Ludwigsburg "Internationale Filmproduktion". Er arbeitet als Produzent beim Warschauer Pokromski Studio, das seine Eltern 1992 – ursprünglich als Dienstleister im Art-Department-Bereich – gegründet haben. Seit 2003 ist die Firma zusätzlich auf die Produktion von Spiel- und Dokumentarfilmen spezialisiert.
Sie haben Wintertochter als polnischer Partner mitproduziert. Was hat Sie an diesem Projekt gereizt?
Vor allem hat mir das Drehbuch gefallen. Zudem hatte ich Johannes Schmid und den Produzenten Philipp Budweg bereits kennengelernt und wollte dieses sehr gute Verhältnis fortsetzen. Meine persönliche Motivation war aber auch, dass meine Großmutter eine Vertriebene aus dem heutigen Weißrussland ist, was für sie bis heute ein riesiges Trauma ist. Die Figur der Lene ist für mich sozusagen das Alter Ego meiner Großmutter.
Waren Sie auch in der Drehbuchphase involviert?
Ich habe fast von Anfang an mitgearbeitet, etwa seit der ersten, zweiten Drehbuchfassung. Ich habe dabei versucht, die polnische Perspektive mehr zu implantieren. Das waren kleine Nuancen, wie zum Beispiel bei der Figur von Waldecks Großvater. Da erfahren wir, dass auch er ein Vertriebener ist. Ich wollte damit zeigen, dass es sich bei dieser Problematik nicht nur um eine deutsche handelt, was viele fälschlicherweise annehmen.
Ist Wintertochter ein Film über Polen?
Es ist kein Film über Polen, aber es wird viel über Polen erzählt. Wir zeigen darin Facetten des modernen Polens, teilweise aber auch das etwas veraltete Polen, denn es gibt solche Orte dort noch überall.
Wintertochter ist ein Film, der vor allem etwas über die gemeinsame Geschichte erzählt, denn es wird überwiegend aus Sicht der deutschen Protagonisten erzählt.
Der Film spricht viele leidvolle Themen an. Wie geht die junge, polnische Generation mit Themen wie Krieg oder Zwangsarbeit um?
Man vergisst die Geschichte nicht, aber sie beeinflusst heutzutage kaum noch das Verhältnis zu Deutschland, würde ich sagen. Beide Nationen haben sich in dieser Beziehung verändert. Deutsche haben auch sehr lange gebraucht, um mit der Kriegsschuld klar zu kommen. Es existieren natürlich viele Stereotypen, aber die gibt es auf beiden Seiten.
Wird Wintertochter in den polnischen Kinos laufen?
Das ist noch ungewiss. Wir sind in Gesprächen mit Verleihern. Wir versuchen vor allem, den Film in einer Bildungsreihe einzusetzen, also in den Schulen als Teil des Unterrichts.
Welche Botschaft möchten Sie gerne mit diesem Film weitertragen?
Ich möchte vor allem junge Zuschauer erreichen und hoffe, dass sie dadurch einen Eindruck von Geschichte erhalten. Es geht darum, von anderen Menschen zu lernen und auch ein wenig darum, einen klugen Patriotismus in einem absolut positiven Sinne zu verbreiten.