Pakistani in Großbritannien
Schlaglicht
Großbritannien ist ein multikulturelles Land, obwohl die etwas mehr als drei Millionen Ausländer 1998 nur einen Anteil von 5,5 % der Gesamtbevölkerung bildeten.
477000 von ihnen sind Pakistani, ihr Anteil von 0,9 % ist seit 1991 nahezu unverändert geblieben. Der Anteil der Bevölkerung muslimischen Glaubens liegt mit etwa 1,4 % etwas höher. Die meisten Einwanderer kamen in mehreren Schüben nach dem Zweiten Weltkrieg aus den Ländern des Commonwealth. Nach der Staatsgründung Pakistans 1947 aus den vorwiegend muslimischen Gebieten Britisch-Indiens kamen viele Pakistani auch nach Großbritannien. Im Februar 1968 beschränkte die Labourregierung unter Wilson allerdings die Einwanderung aus Commonwealthländern.
Ihren heimischen Handwerkstraditionen verbunden siedelten sich Pakistani vor allem in den alten Textilregionen Mittelenglands zwischen Manchester und Leicester an, wo sie bis heute das Straßenbild in einigen Vierteln bestimmen. Viele von ihnen machten sich ähnlich wie andere ethnische Minderheiten mit einem Familienunternehmen selbstständig – um über 25 % häufiger als die Erwerbstätigen aus der weißen Bevölkerung. Auch bei den Bildungsabschlüssen schneiden sie – nicht zuletzt durch den starken Rückhalt in der Familie und weil die Kinder der "Familienehre" wegen ihre Eltern nicht enttäuschen möchten – inzwischen generell besser ab, als die Einheimischen. In der traditionell auf Leistung ausgerichteten Gesellschaft Großbritanniens, in der selbst Schulnoten öffentlich gemacht werden, ruft das bei den einheimischen Briten, die sich immer noch zu zwei Drittel der Working Class zugehörig fühlen, weniger Neid als Anerkennung hervor.
Ethnische Konflikte brechen eher untereinander (etwa bei Mischehen oder gegenüber den Kindern) als mit der alteingesessenen Bevölkerung auf und entstehen vor allem dort, wo extreme Positionen des Islam vertreten werden. Auch die britische Regierung ist sehr um Integration der Zuwanderer und ihrer Nachkommen bemüht, die in der Praxis oft Jahrzehnte dauert und eher ein tolerantes Nebeneinander bedeutet.
Literaturhinweis:
Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.): Informationen zur politischen Bildung, Heft 262, Großbritannien, Bonn 1999
Autor/in: Holger Twele, 08.12.2006