"Spider-Man: Across the Spider-Verse"

Seit der Teenager Miles Morales von einer radioaktiven Spinne gebissen wurde und seine so erlangten Fähigkeiten als Superheld zu kontrollieren lernte, wacht er als Spider-Man über sein Heimatviertel Brooklyn. Parallel hadert er wie sein Vorgänger Peter Parker mit ganz typischen Jugendsorgen: Streit mit den Eltern und die Abnabelung von Zuhause, erstes Verliebtsein, der Wechsel an eine andere Schule. Mit seinem speziellen Heldendasein ist der afro-hispanische "Spidey" keineswegs allein. Denn im "Spider-Verse" genannten Multiversum existieren unzählige Spider-Varianten jeglicher Couleur, die in ihren eigenen Parallelwelten ähnliche Schicksale erleben. Dem komplex verästelten Gefüge droht der Kollaps, als es dem rachsüchtigen Superschurken "Spot" gelingt, zwischen den Dimensionen zu reisen. Als Miles seinem Schwarm Gwen Stacy alias Spider-Woman durch ein Portal folgt, landet er im zentralen Knotenpunkt des Spider-Verse. Dort ist ein großes Spider-Team versammelt, das den Fortbestand des Multiversums sichern will. Für das höhere Ziel soll Miles einen tragischen Verlust hinnehmen.

Als direkter Nachfolger des 2019 Oscar®-prämierten Zum Inhalt: Animationshits "Spider-Man: A New Universe" (Spider-Man: Into the Spider-Verse, Bob Persichetti u.a., USA 2018) spinnt "Across the Spider-Verse" die verwickelte Handlung und den innovativen Stil nahtlos fort. Wie zuvor überzeugt die kreative Herangehensweise an die bekannte Comic-Ikone mit einem unvorhersehbaren Zum Inhalt: Plot, postmodernen (Selbst-)Referenzen und einem sehenswerten Ritt durch die unterschiedlichsten Welten und Animationsstile. Von psychedelischen Szenen über ein Cameo von LEGO-Figuren bis hin zu kunstvollen Aquarellen und Anspielungen auf Comics oder bisherige Spider-Man-Filme zündet das Abenteuer ein Übermaß an Ideenreichtum. Die fast experimentelle Erzählweise entwickelt einen ganz eigenen Fluss, wenn etwa ein Kampf mit dezenten Ambient-Klängen untermalt ist oder die Figuren während einer betont ruhig gehaltenen Dialogszene (Glossar: Zum Inhalt: Drehbuch) waghalsig durch die Häuserschluchten schwingen. Die geschickte Zum Inhalt: Montage und Zum Inhalt: Bildaufteilung schafft die nötige Orientierung, um die drohende Reizüberflutung abzuwenden. Bemerkenswert dabei ist, dass der insgesamt melancholische Film allen Schauwerten zum Trotz einen bodenständigen emotionalen Kern besitzt.

Die vielgestaltige Ästhetik legt eine Analyse im Medien- oder Sprachunterricht nahe. Wesentlich sind die vielen Bezüge auf die Comicsprache, darunter Zum Inhalt: Splitscreens, die Comic-Panels imitieren, Text-Inserts mit knappen Infos und lautmalerische Wörter wie "Boom" sowie Ausdruckslinien über den Köpfen der Figuren. Durch die Technik des "Cel Shading" erhalten die computergenerierten Bilder (Glossar: Zum Inhalt: CGI) zudem einen Look, der an Handzeichnungen erinnert. Die diversen "Spider-People" und ihre Welten haben jeweils eigene Animationsstile, wodurch die Atmosphäre wiederholt wechselt. Mal sind die Bilder knallbunt, mal schwarzweiß, manche stecken voller Details, andere sind reduziert. Eine Figurenanalyse kann das zentrale Verhältnis zwischen Miles und seinen Eltern untersuchen, das sich in Gwens schwieriger Beziehung zu ihrem Vater spiegelt (z.B. sind beider Väter Polizisten). Erwähnenswert ist auch die Diversität des Blockbusters, die neben der positiven Botschaft viele Marketing-Möglichkeiten eröffnet, wenn etwa ein indischer Spider-Man ans Bollywood-Kino anknüpft. Im Physikunterricht kann die Thematik des Multiversums weiterführende Überlegungen anstoßen. Das Konzept erscheint fantastisch, Fachleute schließen die Existenz von Parallelwelten aber keineswegs aus.