Kinostart: 24.02.2022 Verleih:Salzgeber & Co. Medien GmbH Regie: Christian Schäfer Drehbuch: Glenn Büsing Darsteller/innen: Jonas Holdenrieder, Devid Striesow, Valerie Stoll, Max Schimmelpfennig, Valentino Fortuzzi, Peter Jordan, Claudia Geisler-Bading, Aurel Klug u.a. Kamera: Sabine Sina Stephan Laufzeit: 104 min, Deutsche Originalfassung Format: digital, Farbe Filmpreise: Max-Ophüls-Preis 2021: Bester Schauspielnachwuchs FSK: ab 12 J. Altersempfehlung: ab 15 J. Klassenstufen:ab 10. Klasse Themen:Familie, Psychologie, Schule, Erwachsenwerden, Außenseiter Unterrichtsfächer:Deutsch, Darstellendes Spiel, Kunst, Ethik, Psychologie
Der 17-jährige Paul lebt mit seinen Eltern und dem jüngeren Bruder Silas irgendwo in der deutschen Provinz. Der schweigsame Heranwachsende tritt als in sich gekehrter Beobachter auf, der sich oft in den Wald zurückzieht. Anders als der neu in die Gegend gezogene David, der Paul Avancen macht, oder der extrovertierte Max ist der Gedichteschreiber Paul schwer greifbar, was das romantische Interesse seiner Klassenkameradin Dala weckt. Auch Pauls Deutschlehrer Erich Bulwer glaubt, in seinem Schüler eine poetische Ader zu entdecken. Während Paul ungreifbar bleibt, rüttelt der Mord an einem Mitschüler die Gemeinde auf. Außerdem treibt ein Unbekannter sein Unwesen, der von einer Autobahnbrücke Steine auf Autos wirft.
Die Atmosphäre des Langfilmdebüts von Christian Schäfer ist von Beginn an bedrohlich. In streng komponiertenBildfolgen, die oft ohne Dialoge auskommen, braut sich in vielen Andeutungen Unheil zusammen, das lang in der Schwebe bleibt und Wendungen verheißt. Der stille Protagonist (Newcomer Jonas Holdenrieder) erscheint als Projektionsfläche für die übrigen Figuren und als Vehikel für die atmosphärische Auslotung einer angespannten Gemeinde. Gedreht wurde in der hessischen Provinz, die in farbentsättigten, grauen Aufnahmen besonders trist erscheint. Mit der Mischung aus Coming of Age-Motiven, Kriminal- und Familienfilm halten Schäfer und der Autor Glenn Büsing das Interesse auch über inhaltliche Leerstellen hinweg wach. Besonderen Anteil daran hat der ganz auf unterschwellige Spannung getrimmte Score.
Für eine Analyse bietet der Protagonist einen ersten Ansatzpunkt. Paul ist bewusst eigenschaftslos angelegt; am Ende fragt ihn seine Mutter: "Was bist du für ein Mensch?" Als "unbeschriebenes Blatt" avanciert Paul zur Projektionsfläche, wenn sein Lehrer eine Künstlernatur in ihm zu erkennen glaubt oder Dala einen besonders feinsinnigen Jungen. Darüber hinaus liefert Trübe Wolken plastisches Anschauungsmaterial für eine filmästhetische Analyse. Zunächst kann die grundlegende Genre-Mischung benannt und erörtert werden. Bei der Machart spielt die Filmmusik eine zentrale Rolle, die auch in alltäglichen Szenen Unheil verkündet. Als Beispiel kann der dialoglose Einstieg untersucht werden, der wesentliche Elemente der Inszenierung etabliert: Vor allem die Erzeugung einer dichten Atmosphäre, die den Inhalt überlagert.
Dieser Text ist eine Übernahme des VISION KINO-FilmTipps.
Autor/in: Christian Horn, 01.02.2022, Vision Kino 2022.
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