Zwei Pioniere der deutschen Friedensbewegung stehen im Mittelpunkt dieses Psychogramms des Schweizer Regisseurs Thomas Imbach, der bisher vor allem mit ambitionierten dokumentarischen Arbeiten hervorgetreten ist. Sein erster Spielfilm versucht, zentrale Abschnitte im Leben der Grünen-Heroen Petra Kelly und Gert Bastian zu rekonstruieren. 1992 erschoss der Ex-General seine 24 Jahre jüngere Lebensgefährtin im Schlaf und danach sich selbst. Der Film setzt ein, als die Kugel in Petra Kellys Kopf eindringt. Im Augenblick des Todes reflektiert sie die Liebesbeziehung mit Bastian und sucht in einer Art "Flash Forward" auf einem internationalen Flughafen nach den Gründen des Schusses. Dabei begegnet sie etlichen Bekannten und Freunden der letzten Jahre. Mit radikalem Innovationsmut verfolgt die provokante Inszenierung die Vision einer Chance für die Politikerin, im Verlauf dieses sonderbaren Trips ihren Tod womöglich zu verstehen. Hatte Andreas Kleinert vor etwa einem Jahr in dem Fernsehfilm Kelly/Bastian – Geschichte einer Hoffnung (ARD) in erster Linie die Stationen einer exzentrischen Liebesbeziehung bebildert, setzt Imbach – von einigen Dokumentaraufnahmen abgesehen – auf schillernde Übergänge zwischen Imagination und Realität, bei denen sich Sequenzen aus Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft gleichsam ineinander schieben. So irrt Kelly in seinem Film mit einer Schläfenwunde durch Flughafengänge und liefert sich in exzentrischer Überhöhung mit Bastian kuriose Rededuelle. Vor allem Linda Olsansky liefert als 'Untote' eine frappierende Darstellerleistung. Die eigenwillige Inszenierung gleitet zwar gelegentlich ins Verspielte ab, Imbachs Phantasmagorie über eine symbiotische Liebesbeziehung liefert aber allemal viel Stoff zum Diskutieren. Allerdings wird eine beachtliche Menge an Hintergrundwissen vorausgesetzt.
Autor/in: Reinhard Kleber, 01.10.2002