Mit bitterbösem Humor erzählt Regisseur Marcus Mittermeier von dem jungen Berliner Mux, einem ehemaligen Philosophiestudenten, der wie ein moderner Michael Kohlhaas auf eigene Faust Schwarzfahrer und Graffiti-Schmierer, Päderasten und Ladendiebe verfolgt. Damit sein Vorgehen Schule machen kann, zeichnet Mux, gespielt von Drehbuchautor Jan Henrik Stahlberg, die 'guten' Taten sogar auf Video auf. Um noch mehr Übeltäter zu ergreifen und zu bestrafen, heuert er in seinem übersteigerten Idealismus zunächst den arbeitslosen Gerd als Assistenten, später eine kleine Schar von Helfern an, die ihm auf seinem persönlichen Feldzug gehorsam zur Seite stehen. Doch in der Beziehung zu einer naiven jungen Kellnerin Kira verliert der eifersüchtige Psychopath plötzlich die Kontrolle. – Die sarkastische Groteske wartet mit scharfen Seitenhieben auf die Politparolen der Schill-Partei oder den hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch auf und attackiert mit spürbarer Wut die wachsende Ellenbogenmentalität und die Verrohung der Sitten in Deutschland. Das clever gebaute und erfrischend respektlose Drehbuch variiert geschickt die Erzählmuster von Fake-Dokus, also fiktionalen Produktionen, die sich den Anschein dokumentarischer Wirklichkeitsabbildung geben. Auch wenn der Law-and-Order-Aktionismus von Mux im Laufe der ruppig wirkenden Szenenfolgen zu einigen Paraphrasen führt und der zur Schau getragene Zynismus nicht jedermanns Sache sein dürfte, so fordert die provokante Filmgroteske über einen radikalen Weltverbesserer und selbst ernannten Ordnungshüter mit ihrer radikal-subjektiven Analyse gesellschaftlicher Zustände in der Bundesrepublik zum Diskutieren heraus. Ein mutiger Regisseur, ein konsequenter Film; auf das nächste Werk des Teams Mittermeier/Stahlberg darf man gespannt sein.
Autor/in: Reinhard Kleber, 01.07.2004