Die beiden Freundinnen Atafeh und Shireen sind 16 Jahre alt und leben in Teheran. Während sie nach außen hin den strengen Regeln des öffentlichen Lebens folgen, stürzen sie sich heimlich in illegale Partys und entdecken die Liebe – füreinander. Doch auch Atafehs Bruder Mehran, ein Ex-Junkie, der zunehmend Halt im fundamentalistischen Islam findet und für die Moralpolizei arbeitet, fühlt sich von Shireen angezogen. Mit seinen religiösen Ansichten setzt er seine Familie mehr und mehr unter Druck. Als die beiden Mädchen in einen Konflikt mit der Polizei geraten, nutzt Mehran die missliche Lage aus und heiratet Shireen. Der Traum von Liebe und Freiheit scheint für immer verloren.
Sharayet erzählt mit ästhetischen, sinnlichen Bildern und zwei fulminanten Schauspielerinnen vom Lebenshunger und dem sexuellen Erwachen zweier junger Frauen im heutigen Iran.
Nah- und Großaufnahmen fangen in warmen Farben die emotionale Nähe der beiden ein. Die enge Beziehung der jungen Frauen stellt, ebenso wie Atafehs Familie, ein Ort des Rückzugs und der Freiheit dar. Im Kontrast dazu stehen statische Einstellungen des reglementierten Alltags in der Öffentlichkeit, der filmisch zudem durch Aufnahmen von Überwachungskameras aufgegriffen wird. Das reale Geschehen gleitet dabei immer wieder durch
Farbwechsel,
Musik und sprunghafte
Schnitte in traumartige Sequenzen über, die erotische Phantasien und Partyszenerien als Parallel- und Fluchtwelten aufzeigen.
Die US-amerikanisch-iranische Regisseurin Maryam Keshavarz gibt in
Sharayet ungewohnte Einblicke in die innere Welt des heutigen Iran. Der Film zeigt jenseits grauer Mäntel und schwarzer Kopftücher zwei junge Frauen, die in der iranischen Subkultur mit Alkohol, Sex und Partys ihren eigenen Weg suchen, ihre lesbische Beziehung jedoch nur in Träumen ausleben können. Atafehs Familie, die zum liberalen Mittelstand gehört, wird dabei durch den Bruder zunehmend von den zermürbenden staatlichen Kontrollstrukturen erfasst. Der Fokus des Films liegt auf den komplexen menschlichen Beziehungen. Für ein tieferes Verständnis des Konfliktes bietet es sich im Unterricht an, die politische Situation in der Islamischen Republik Iran, die schwierige Situation der Frau und die Stellung von Homosexualität im Islam genauer zu erkunden und mit der filmischen Darstellung in Vergleich zu setzen.
Autor/in: Kirstin Weber, 20.05.2012
Mehr zum Thema auf kinofenster.de:
Weitere Texte finden Sie mit unserer Suchfunktion.