In einem Park in Los Angeles begegnet der Zeitungsjournalist Steve Lopez dem Obdachlosen Nathaniel Ayers, der vor einer Beethoven-Statue inbrünstig auf einer Geige mit nur zwei Saiten spielt. Der Außenseiter liefert Steve den ersehnten Stoff für eine neue Kolumne, die bei den Lesern/innen gut ankommt. Der Journalist findet schnell heraus, dass Nathaniel vor etwa 30 Jahren ein musikalisches Wunderkind war und ein Elite-Konservatorium besuchte, bis er an Schizophrenie erkrankte. Steve freundet sich mit ihm an und beschafft ihm einen Probenraum und ein Appartement. Doch der Versuch, den psychisch Kranken in die Welt der professionellen Musik zurück zu führen, scheitert an dessen Freiheitsliebe und Eigensinn.
Das Drehbuch von Susannah Grant, die auch
Erin Brockovich – Eine wahre Geschichte (Steven Soderbergh, USA 2000) schrieb, beruht auf dem autobiografisch geprägten Buch
The Soloist des Journalisten Steve Lopez. Im emotionsgeladenen Drama von Joe Wright, das an themenverwandte Produktionen wie
König der Fischer (The Fisher King, Terry Gilliam, USA 1991) erinnert, kommentiert die Figur des abgebrühten Journalisten das Geschehen aus dem Off. Mit langen
Kamerafahrten zu klassischer Musik oder
Close-Ups auf die Gesichter der beiden Protagonisten versucht die Regie die berührende Geschichte angemessen gefühlvoll zu inszenieren. Doch oft genug platzen die illustrierenden
Rückblenden in Nathaniels Jugendzeit unvermittelt in den Erzählfluss. Auch die
Off-Musik drängt sich in einem Film über ein Musikgenie zu stark in den Vordergrund. Dass die Inszenierung nicht gänzlich ins Sentimentale abdriftet, verdankt Wright vor allem seinen glaubhaften Hauptdarstellern.
Thematisch bietet der Film zahlreiche Anknüpfungspunkte für die filmpädagogische Arbeit mit Jugendlichen. Im Mittelpunkt steht eine außergewöhnliche Freundschaft, die durch die Bestrebung, einem psychisch erkrankten Menschen zu helfen, auf eine harte Probe gestellt wird. Deutlich wird, wie wichtig Freundschaft, Vertrauen, Solidarität und Respekt sind, wenn Menschen in selbst gewählter Einsamkeit zu erstarren drohen. Auch die tröstende Kraft der Musik sowie die Grenzen, an die Laien bei gut gemeinten Therapieversuchen stoßen, sind anschaulich dargestellt. Scheinbar beiläufig stellt der Film die mühsame Arbeit und die Probleme eines Obdachlosenzentrums vor, so dass auch der Umgang mit gesellschaftlichen Außenseitern/innen thematisiert werden kann. Nicht zuletzt wird am Beispiel der Figur des Journalisten die Verantwortung heutiger Reporter/innen problematisiert, wenn sie in einem sensationsorientierten Mediensystem über schwere Schicksalsschläge berichten.
Autor/in: Reinhard Kleber, 08.12.2009
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