Auf unzähligen Poetry Slams im Land stellen sich Tag für Tag junge Menschen mit ihren Texten dem Urteil eines nicht immer wohlwollenden Publikums. Vier dieser jungen Slammer hat Regisseurin Marion Hütter ein Jahr lang bis zur deutschen Slam-Meisterschaft mit der Kamera begleitet und taucht in ihrem Film tief in deren Welt ein. Sebastian23, der bekannteste des Quartetts, will Poetry Slam noch populärer machen. Philipp "Scharri" Scharrenberg nutzt seinen deutschen Meistertitel, um eine Kabarettistenkarriere zu starten. Julius Fischer steht für die Off-Kultur-Wurzeln des Slam, und Newcomerin Theresa Hahl für die wenigen Frauen in der Szene.
Regisseurin Marion Hütter betrachtet ihre Protagonisten/innen mit viel Sympathie und Verständnis. Dies mag sicher auch ein Grund dafür sein, warum die vier sehr unterschiedlichen Slammer sie ehrlich und unverstellt an ihrem Leben und Ringen mit der Kunst teilhaben lassen. Dabei bleibt die
Kamera nah bei den charismatischen Personen, zeigt sie in ihrem Alltag, bei Slam-Performances und der Umsetzung ihrer anderen Projekte. Mal im Interview, mal nebenbei sprechen sie über ihre unterschiedlichen Lebensentwürfe, ihre Träume und Wünsche und lassen viele Facetten der inzwischen riesigen Szene sichtbar werden: Vor allem der Leipziger Julius Fischer bleibt im Gedächtnis, der mit der zunehmenden Kommerzialisierung von Slam Poetry seine Probleme hat, ebenso wie der neue Liebling der Szene, Theresa Hahl, die nicht genau weiß, wie sie mit der plötzlichen Popularität umgehen soll.
Durch das Fernsehen ist Poetry Slam populär geworden und hat mittlerweile auch Eingang in die schulischen Curricula gefunden. Entsprechend bietet
Dichter und Kämpfer eine gute Grundlage, um mit Jugendlichen die Wurzeln, die Entwicklung, die Genrezuordnung sowie die verschiedenen Stile dieser Mixtur aus Schreib- und Vortragskunst zu analysieren. Die authentischen filmischen Einblicke in die Poetry-Slam-Szene sind zudem eine gute Vorbereitung auf innerschulische Slam-Projekte: Oft sieht das, was die Slammer auf der Bühne machen, improvisiert und einfach aus. Marion Hütter zeigt hingegen, wie viel Arbeit, künstlerische Auseinandersetzung und Herzblut dahinter steckt. Nicht zuletzt kann im Unterricht auf die Frage eingegangen werden, inwiefern die Kommerzialisierung von Kunst sie ihrer kreativen Kraft berauben kann. Denn trotz ihrer Popularität ist es auch für die Protagonisten/innen des Films nicht einfach, mit dem Slammen ihre Existenz zu bestreiten, ohne dabei möglicherweise ihre Ideale zu verraten.
Autor/in: Ingrid Beerbaum, 04.09.2012
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