Die alte Hexe Surulunda liegt im ewigen Streit mit dem fiesen Zauberer Hieronymus, der unbedingt ihr magisches Buch haben will, um seine Weltbeherrschungsmaschine bauen zu können. Zwar steht Surulunda der kleine pummelige Flugdrache Hektor zur Seite, doch der Zwist zehrt an ihren Kräften. Deswegen schickt sie ihren Helfer auf die Suche nach einer Nachfolgerin. Hektor landet im Zimmer der zehnjährigen Lilli, die mit ihrer Mutter und ihrem frechen kleinen Bruder zusammenlebt. Mit der Zauberei stellt Lilli zunächst nur Unsinn an, bis Hektor ihr erklärt, dass sie auf diese Weise niemals ihre "Probezeit" bestehen wird. Während sich Lilli nun ernsthaft bemüht, eine verantwortungsbewusste Hexe zu werden, versucht Hieronymus das Zauberbuch an sich zu reißen. Mit Hektors Hilfe und der Unterstützung ihrer Klassenkameraden muss Lilli verhindern, dass der Bösewicht die Weltherrschaft an sich reißt.
Ob Bibi Blocksberg oder Harry Potter – Hexen und Zauberer gibt es reichlich in Büchern und Filmen. Auch in
Hexe Lilli setzt man auf die genretypische Verbindung von Realfiguren mit einem computergenerierten Fabelwesen, dem der Kabarettist Michael Mittermeier seine Stimme geliehen hat. Allerdings hat der deutsche Kinderbuchautor Knister ein normales Mädchen in den Mittelpunkt seiner mehr als 30 Hexe Lilli-Bücher gestellt, das nicht zur Zauberei berufen ist, sondern erst durch ein magisches Buch dazu befähigt wird. Gerade dadurch wächst Lilli ein hohes Identifikationspotenzial für ein junges Publikum zu.
Der österreichische Regisseur Stefan Ruzowitzky (
Die Fälscher, Deutschland, Österreich 2006), inszenierte mit sichtlich viel Spaß am Fantastischen und einem guten Gespür für kindgerechte Spannung. Das kunterbunte Setting von Surulundas Hexenhäuschen,
Trickeffekte und bis zur Karikatur überzeichnete Bösewichte zeichnen ein abwechslungsreiches aber niemals wirklich bedrohliches magisches Universum. Zwar gleitet die Inszenierung in der zweiten Hälfte, vor allem beim finalen Showdown, etwas ins Klamaukhafte ab. Doch gleichzeitig knüpft Lillis Alltag mit all seinen kleineren Sorgen und Freuden – Geschwisterstreit, Eifersüchteleien aber auch Solidarität unter den Klassenkameraden – glaubhaft an kindliche Lebenswelten an. Hektors leicht anarchistische Triebfeder und ironische Anspielungen, beispielsweise auf die Weltherrschaftskämpfe in vielen Hollywood-Filmen von
Der Herr der Ringe (USA 2002, Regie: Peter Jackson) bis
The Dark Knight (USA 2008, Regie: Christopher Nolan), bringen Erwachsene ebenfalls zum Schmunzeln. Auch der Wunsch, zaubern zu können, sollte nicht nur in jüngeren Kinogängern/innen schlummern – wobei die finale Botschaft des Films natürlich lautet, dass aus dem magischen Wissen nicht nur Macht, sondern vor allem Verantwortung erwächst.
Autor/in: Reinhard Kleber, 05.02.2009
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