Sie hat sich recht gut im Leben eingerichtet: Miranda ist fast 17 Jahre alt, lebt alleine und hat die Schule aufgegeben, um bei McDonald’s ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Sie hat es nicht immer einfach, genießt jedoch ihre Freiheit. Doch dann taucht Mirandas Vater wieder auf. Charlie war zwei Jahre lang in einer psychiatrischen Anstalt und hatte sie in dieser Zeit sich selbst überlassen. Nun zieht der mittellose Althippie und Jazzmusiker bei der Tochter ein, die zunehmend unter seinem verantwortungslosen Verhalten leidet, sich dem Charme seiner versponnenen Ideen aber schwer entziehen kann. Er trinkt zu viel, faselt von "nackten Chinesen" und ist überzeugt, einem Goldschatz auf der Spur zu sein, den ein spanischer Eroberer angeblich im 17. Jahrhundert vergraben hat. Schließlich gelingt es Charlie, die skeptische Miranda für seine Schatzsuche unter dem örtlichen Supermarkt zu gewinnen.
Mehr als antike spanische Dublonen suchen beide jedoch gegenseitige Anerkennung, Liebe und ein möglichst normales Familienleben. Drehbuchautor Mike Cahill, der hier zum ersten Mal Regie führte, hat der Erfüllung dieses Wunsches jedoch eine Menge Steine in den Weg gelegt. In der Rumpffamilie sind die Rollen vertauscht, muss die Tochter die Aufgaben der Eltern übernehmen, während der manisch-depressive Vater von ihr abhängig bleibt. Diesen Belastungen nimmt der Film aber mit märchenhaften Elementen und Anklängen an das Genre des Abenteuerfilms die Schwere. Die beiden hervorragenden Hauptdarsteller/innen tragen alle dramaturgischen Wendungen mühelos. Miranda reflektiert als Ich-Erzählerin zudem die emotionalen Auseinandersetzungen mit Charlie und ist eine geeignete Identifikationsfigur für jüngere Zuschauer/innen. Ironisch variiert
King of California traditionelle familiäre Rollenverteilungen und regt zum Nachdenken an über das Verhältnis zwischen Kindern, die zu früh erwachsen werden müssen, und ihren unreifen Eltern sowie über die Notwendigkeit, auch in Krankheit und Not den eigenen Unterhalt zu bestreiten. Für den Schluss hebt sich die Erzählung dann eine Pointe auf, die nicht nur die Traurigkeit über einen kurz zuvor erlebten Verlust aufzufangen vermag, sondern auch Charlies vermeintliche Verrücktheit relativiert.
Autor/in: Ingrid Arnold, 14.11.2007
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