Schottland zur Zeit des Zweiten Weltkriegs: Der elfjährige Angus lebt alleine mit seiner Mutter, sein Vater wird im Krieg vermisst. Als er am Seeufer ein merkwürdiges blaues Ei entdeckt, nimmt er es mit nach Hause. Kurz darauf entschlüpft der kalkigen Schale ein putziges Reptil mit großem Appetit. Der Junge nennt es Crusoe und hält den Fund vor der Mutter geheim. Ein schwieriges Unterfangen, wächst das undefinierbare Fabeltier doch von Tag zu Tag um ein Vielfaches. Nachdem die heimische Badewanne längst zu klein geworden ist, bleibt als adäquates Gewässer für Crusoe nur noch der See. Doch mittlerweile sind britische Streitkräfte angerückt, um die Landesgrenzen – fernab der Front – vor eventuell auftauchenden deutschen U-Booten zu schützen. Und leider hat der Wasserdrache inzwischen U-Boot-Größe und wird von dem überambitionierten Armee-Hauptmann Hamilton bombardiert! Ein Drama für den Jungen, der sich mit der Freundschaft zu Crusoe über den Verlust des Vaters hinwegtröstet – Mutter Anne konnte ihm die bittere Wahrheit über dessen Tod nicht länger verheimlichen. Doch Crusoe gehört zu jenen Monstern, denen weder Bomben noch der Zahn der Zeit etwas anhaben können. Der schottische See, in dem er seine Bahnen zieht, heißt: Loch Ness.
Mein Freund, der Wasserdrache ist die Verfilmung des gleichnamigen Kinderbuchs des britischen Schriftstellers Dick King-Smith (
Ein Schweinchen namens Babe). Der Regisseur Jay Russell hat die Vorlage mit einer Mischung von Real- und Animationsfilm umgesetzt, wofür sich die Legende des Seeungeheuers von Loch Ness geradezu anbietet. Im Gegensatz zu vielen Fantasyproduktionen stehen die Computerspezialeffekte hier ganz im Dienste des durchweg gelungenen Films und nicht umgekehrt. Das erst tapsige, dann immer majestätischere – im letzten Drittel auch etwas bedrohliche – Monster dürfte Jung und Alt gleichermaßen Freude bereiten. Vor allem überzeugt der Film mit der richtigen Mixtur aus komischen und gefühlvollen Momenten, eine Prise schwarzer Humor verhindert das Abdriften in den Kitsch. Einfühlsam und ernsthaft behandelt
Mein Freund, der Wasserdrache dabei sein Hauptthema, den kindlichen Umgang mit Verlust. Indem Angus seinen Freund in die Freiheit entlässt, akzeptiert er auch den Tod des Vaters. Zudem stellt eine Rahmenhandlung – der altgewordene Angus erzählt zwei Rucksacktouristen im Pub seine Geschichte – das fantastische Geschehen in einen historischen Kontext. Ganz nebenbei erteilt das Abenteuer eine ironische Lektion in Sachen Legendenbildung: Findige Fischer produzieren das berühmte und nachweislich gestellte Foto von "Nessie", ohne das "echte" Monster im Hintergrund eines Blickes zu würdigen.
Autor/in: Philipp Bühler, 05.02.2008
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