Am Silvestermorgen 2008 beschließt der 22-jährige Afroamerikaner Oscar Grant aus Oakland sein Leben zu ändern. Kürzlich aus der Haft entlassen will er nun Verantwortung übernehmen – als Partner, Familienvater und Sohn. Mit dem Drogendealen soll Schluss sein, stattdessen bemüht er sich um einen ordentlichen Job. Der weitere Verlauf zeigt Oscar bei alltäglichen Verrichtungen sowie beim Versuch, die Weichen neu zu stellen. Am Abend wird der Geburtstag der Mutter gefeiert, danach fahren er und seine Freundin Sophina gemeinsam mit der Clique zum Neujahrsfeuerwerk nach San Francisco. Auf dem Rückweg trifft Grant im Zug auf ehemalige Mithäftlinge und gerät mit ihnen in einen handfesten Streit. An der Station Fruitvale greift die Polizei ein und hält die schwarzen jungen Männer auf dem Bahnhof fest. Dort wird Oscar von einem Beamten angeschossen und erliegt später seinen Verletzungen.
Nächster Halt: Fruitvale Station beruht auf Tatsachen und wurde an
Originalschauplätzen gedreht. Der Spielfilm beginnt mit dem tragischen Ende: Reale Handymitschnitte von Augenzeugen/innen zeigen die zunehmende Eskalation der Polizeikontrolle auf dem Bahnsteig am Neujahrsmorgen 2009 bis zum tödlichen Schuss. Nach diesem schockierenden Prolog beginnt die eigentliche dokumentarisch wirkende filmische Rekonstruktion von Oscar Grants letztem Lebenstag, wobei einige Ereignisse hinzu erfunden wurden. Die Perspektive bleibt dabei stets auf Oscar gerichtet und zeigt ihn in der Interaktion mit Familie und Freunden/innen als optimistisch und sympathisch. Differenziert wird dieses Bild mit Hilfe einer
Rückblenden-Erinnerung an einen Gefängnisaufenthalt, die vermittelt, was Oscar hinter sich lassen will.
Trailer "Nächster Halt: Fruitvale Station", © DCM Film Distribution
Der 27-jährige Afroamerikaner Ryan Coogler, der ebenfalls aus der San Francisco Bay Area stammt, erzählt in seinem Regiedebüt
Nächster Halt: Fruitvale Station vom alltäglichen Rassismus. Anhand des Films und der tatsächlichen Ereignisse von 2009, die in der Folge in den USA zu heftigen Protesten führten, lässt sich das Thema Rassendiskriminierung, hier im Besonderen die Praxis des "Racial Profiling", also polizeiliches oder beamtliches Handeln basierend auf Kriterien wie etwa Rasse oder ethnische Zugehörigkeit, diskutieren. Hierbei lohnt sich auch ein Vergleich mit ähnlichen Ereignissen, etwa der Fall Rodney King 1991. Zudem bietet es sich an, die Berichterstattung über den Tod von Oscar Grant zu recherchieren und anhand dieser Informationen die filmische Umsetzung zu analysieren. Nicht zuletzt stellt sich anhand der im Authentischen wurzelnden Machart des Films die Frage nach dem Wesen des Dokumentarischen und auf welche Weise es in die Fiktion einfließt.
Autor/in: Alexandra Seitz, 30.04.2014
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