Es könnte alles so schön sein: Peter Parker, alias Spider-Man, der notorische Retter von New York und seine große Liebe Mary Jane Watson sind endlich ein Paar. Sie müssen keine Geheimnisse mehr haben, denn Mary Jane weiß, dass sich Peter bei Gefahr in den übermächtigen Spinnenmenschen verwandelt. Auch sie möchte ihre Sorgen mit ihm teilen, aber als der aufstrebenden Schauspielerin bereits am Tag nach der Premiere des Broadway-Stücks wieder gekündigt wird, kann sie es ihrem Freund nicht erzählen. Denn Peter, dem sein Erfolg wegen seines mangelnden Selbstvertrauens schnell zu Kopf steigt, ist vor allem mit sich selbst beschäftigt. Kein Wunder, dass sich Mary Jane Trost von Peters ehemals bestem Freund Harry Osborn erhofft, der allerdings einen hinterhältigen Angriff auf Spider-Man plant. Gleichzeitig sorgt der vom Himmel gefallene parasitäre schwarze Glibberorganismus Vernom dafür, dass sich Peters charakterliche Mängel auch äußerlich manifestieren – in Form eines angeberisch schwarz glänzenden Spinnen-Anzugs. Dies hat für den Helden actiongeladene und effektreiche Auseinandersetzungen zur Folge – mit alten Gegenspielern, neuen Konkurrenten und sich selbst.
Nach den gemeinsamen Erfahrungen in
Spider-Man (2001; R: Sam Raimi) und
Spider-Man 2 (2004; R: Sam Raimi) sind die meisten Figuren ein eingespieltes Team. Da kam das klassische Jekyll-and-Hyde-Motiv, Spider-Mans neue "dunkle Seite", gerade recht, um drohende Vorhersehbarkeit zu verhindern. Und einmal mehr lassen sich zugleich wichtige Themen des sozialen Miteinanders diskutieren, die bei Spider-Man aufgrund seiner großen Aufgabe immer schon mitschwangen: Werde ich akzeptiert, wie ich bin? Wofür setze ich meine Fähigkeiten ein? Wie verhindere ich, instrumentalisiert zu werden? Wie bleibe ich menschlich? Da der "dunkle" Spider-Man auch mit seinen charakterlichen Defiziten zu kämpfen hat, sich teilweise gar wie ein kaltblütiger Killer gibt, erscheint der Held als durchaus ambivalente Figur. In diesem Fall ein Glück für Peter und das ansonsten in dieser Fortsetzung mit Überraschungen nicht eben verwöhnte Publikum, dass manche Gegenspieler nicht so einfach zu besiegen sind.
Autor/in: Ingrid Arnold, 27.04.2007