Am Ufer des Han-Flusses in Südkorea machen Schaulustige eine merkwürdige Entdeckung: Unter der Wasseroberfläche zieht ein unbekanntes reptilartiges Lebewesen seine Bahn. Kurz darauf schnellt ein glitschig-grünes Monster aus den Fluten und versetzt die Bevölkerung Seouls in Angst und Schrecken. Der menschenfressende Riesenlurch ist das Produkt einer kapitalen Umweltsünde: Vor Jahren ließ ein amerikanischer Wissenschaftler auf einer US-Militärbasis in Korea einen Restbestand giftiger Chemikalien in die Abwässer kippen. Nun rennen die Menschen am Han-Fluss um ihr Leben. Die mutierte Kreatur macht auch Jagd auf die Familie des Kioskbesitzers Hie-bong. Als das Monster dessen zwölfjährige Enkelin Hyun-seo verschleppt, startet die zerstrittene Sippe eine waghalsige Befreiungsaktion. Vor allem Hie-bongs Sohn Gang-du, ein träger Nichtsnutz und Vater des Mädchens, wächst über sich hinaus. Dabei kämpft die Familie aber nicht nur gegen das Monster, sondern auch gegen die staatlichen Autoritäten. Die Regierung ergreift umfangreiche Quarantänemaßnahmen mit dem uneingestandenen Ziel, die Ursachen des ökologischen Desasters zu vertuschen.
The Host hat in den japanischen Godzilla-Filmen (
Godzilla; R: Inoshiru Honda; 1954 u. a.) und den Hollywood-Blockbustern Steven Spielbergs (
Der weiße Hai; 1974) bekannte filmhistorische Vorbilder. Nach der klassischen Formel des Monster- oder Horrorfilms erzeugt hier eine computeranimierte Kreatur in Verbindung mit einfachen cinematografischen Mitteln ein Höchstmaß an Spannung und Panik. Die prägenden Genreelemente werden von Regisseur Joon-ho Bong erfrischend originell aufbereitet. Die Atmosphäre des Films ist, neben dem obligatorischen Grauen, bestimmt von einer gelegentlich bizarren Komik mit "human touch". Dafür sorgen die ungelenken Bewegungen der furchterregenden Amphibie, aber auch die zunächst als Verlierer-Typen gezeichneten Familienmitglieder. Durch unerwarteten Zusammenhalt in größter Not und das Ausspielen individueller Fähigkeiten bewähren sie sich jedoch im Angesicht der Gefahr. Das Motiv der Solidarität verstärkt sich durch die kluge Tochter Hyun-seo, die in ihrem Verlies – ein Refugium des Monsters im Abwassersystem der Stadt – einem kleinen Waisenjungen beisteht. Der verzweifelte Aktivismus der Familie, die bei ihrer Suche nach dem Mädchen von den staatlichen Organen nicht nur alleine gelassen, sondern sogar behindert wird, lässt sich auch als spitze Satire auf die koreanische Gesellschaft und deren Führung lesen. Die jahrzehntelange Abhängigkeit Südkoreas von den USA wird deutlich kritisiert, Demonstrationen gegen das Versagen der Regierung erinnern an die Studentenproteste der 1980er-Jahre.
The Host erzielte in seinem Produktionsland Einspielrekorde, ein Hollywood-Remake ist bereits in Planung.
Autor/in: Philipp Bühler, 28.03.2007