Digitalisierung und Digitalität sind Schlagworte, die seit Jahren Alltag, Arbeitswelt und Bildung prägen. Obwohl sie ähnlich klingen, zielen sie auf unterschiedliche Sphären ab. Digitalisierung, also die Umwandlung von analogen Informationen in ein digitales Signal, bezieht sich auf die technologische Entwicklung und spielt in der Lehre und in der Filmvermittlung spätestens seit Beginn des 21. Jahrhunderts eine Rolle. Filme werden beispielsweise gestreamt oder von einer DVD abgespielt, auf Videoplattformen stehen einzelne Szenen und mitunter auch filmische Analysen zur Verfügung und zunehmend rücken soziale Medien wie Instagram oder TikTok in den Fokus. Neben diesen technischen Aspekten geht es in dem vorliegenden Dossier jedoch vor allem um die Frage, wie wir in einer Kultur der Digitalität im Bereich der Filmbildung und -vermittlung lernen und miteinander kommunizieren können und welche neuen Fragestellungen, Herausforderungen aber auch Möglichkeiten sich daraus ergeben.
Die Bedeutung der Kultur der Digitalität für Lehr- und Lernprozesse greift dezidiert die Kultusministerkonferenz im Jahr 2021 mit "
Lehren und Lernen in der digitalen Welt" auf. Darin wird erläutert, dass sich durch digitale Tools unterstützte Lehr- und Lernprozesse in "einer sich stetig verändernden digitalen Realität" wandeln: Die Kultur der Digitalität löse selbst Digitalisierungsprozesse aus. Analoge Medien und Tools werden somit nicht nur durch digitale Äquivalente ersetzt. Vielmehr entstehen neue Potenziale in Lehr-, Lern- und Kommunikationsprozessen, die letztlich durch Barrierefreiheit (accessibility) und Nutzungsfreundlichkeit (usability) beispielsweise auch der inklusiven Pädagogik zugutekommen.
Dass Filmbildung bereits unter den Bedingungen der Digitalität stattfindet, zeigt der einführende Dossiertext "
Filmbildung im digitalen Wandel – Ausprobieren, Räume gestalten, Neugier wecken" auf. Darin werden Handlungsfelder und Methoden für Filmvermittler/-innen und Lernende umrissen und eine neugierige und aktive Auseinandersetzung mit digitalen Filmbildern und weiterführend auch mit Künstlicher Intelligenz angeregt. Auf die Möglichkeiten von Digitalität in der (Film-)Bildung und auf Spezifika möglicher Handlungs- und Bildungsräume geht das
Interview mit der politischen Bildnerin und Projektmanagerin Katrin Hünemörder ein.
Als Schwerpunkt dieses Dossiers stellen wir fünf unterschiedliche Beispiele aus der Praxis der digitalen Filmbildung vor: In dem
dokumentarischen VR-Erlebnis
Meine Wunderkammern (DE 2023) können bereits Kinder ab neun Jahren erste Erfahrungen mit Virtual Reality sammeln und sich zugleich mit der Lebenswelt gleichaltriger Mädchen und Jungen auseinandersetzen. Wie man mit Inhalten von
TikTok filmisches Wissen im Unterricht vermitteln kann, wird ausführlich anhand von ausgewählten Beispielen erklärt. Die Webseite
filmspielplatz.de vom Deutschen Filminstitut & Filmmuseum in Frankfurt am Main und der Deutschen Kinemathek in Berlin setzt auf Vermittlungsangebote für eine junge Zielgruppe. Bereits Kinder im Kita-Alter können dort online
Kurzfilme anschauen, Hintergründe erfahren und das Gelernte in eigenen kleinen Filmprojekten umsetzen. Mit dem
digitalen Analysetool Lichtblick können sich Lernende online und interaktiv mit zuvor kuratierten Filmszenen auseinandersetzen. Das in der Vollversion kostenpflichtige Werkzeug kann auch mit eigenen Inhalten ausgestattet werden. Und da Selbermachen das Verstehen fördert, kommt in diesem Dossier auch das Thema der praktischen Filmarbeit nicht zu kurz. Schon mit einem Smartphone oder einem Tablet und zum Teil kostenfreien Apps für die Montage lassen sich niedrigschwellig Filmprojekte in der schulischen oder außerschulischen Filmbildung realisieren. Den entsprechenden Artikel finden Sie in Kürze ebenfalls in diesem Dossier.
Zu fast jedem dieser Projektpräsentationen bietet kinofenster.de auf den
Arbeitsblättern Aufgaben an, die auch ohne Vorkenntnisse dank klar strukturierter Arbeitsschritte den Einsatz der vorgestellten Tools ermöglichen. Bei den
Anregungen für die außerschulische Filmarbeit – die selbstverständlich auch als Impulse für den Unterrichtsalltag verwendet werden können – empfiehlt sich ein Blick auf die jeweiligen Arbeitsblätter, insbesondere auf den didaktisch-methodischen Kommentar, der sich im PDF des Dossiers befindet.