Nach dem Tod ihrer Mutter steht Zaïna vor einer schwierigen Entscheidung: Das 12-jährige Mädchen muss sich entweder ihrem leiblichen Vater, dem Nomaden Mustapha, anschließen oder sich in die Obhut ihres reichen Stiefvaters Omar begeben. Die tapfere Kleine beschließt, dem Vater zu folgen, der erst seit kurzem von ihrer Existenz weiß. Der Stiefvater ist ihr verhasst, denn Zaïna macht ihn für den tödlichen Unfall ihrer Mutter verantwortlich. Mustapha soll die besten Reiter seines Stammes zu dem berühmten Agdal-Pferderennen nach Marrekesch führen. Auf der beschwerlichen und gefährlichen Reise durch das unwirtliche Atlasgebirge an der Seite ihres Vaters wird Zaïna von dem rachsüchtigen Omar verfolgt, der das Mädchen für sich beansprucht. Im Angesicht der Gefahr entdeckt die heranwachsende junge Frau ihre wahre Bestimmung: Sie muss erkämpfen, was der Mutter noch versagt blieb. Denn diese wurde einst von Mustapha verstoßen, weil sie als Frau unerlaubt am Agdal teilgenommen und das Rennen sogar gewonnen hatte. Nun will auch Zaïna als Reiterin Unabhängigkeit und Selbstständigkeit für sich und die anderen Frauen gewinnen.
Zaïna – Königin der Pferde ist eine überzeugende Mischung aus Abenteuerfilm, orientalischem Märchen und weiblicher Emanzipationsgeschichte in einer patriarchalisch strukturierten Männerwelt. In der Erinnerung an ihre Mutter begreift die schweigsame und in sich gekehrte junge Heldin allmählich ihre Wut und Fehler, entdeckt aber auch ihre Stärken und durchlebt einen Prozess der Selbstfindung. Sympathisch ist der Film auch mit seinem durchaus glaubwürdigen optimistischen Ausgang, der Mut macht, für eine Gleichbehandlung aller Menschen zu kämpfen. Im Breitwandformat besticht
Zaïna – Königin der Pferde mit opulenten Wüstenpanoramen, satten Farben und antreibender Filmmusik. Zugleich gewährt der algerische Regisseur Bourlem Guerdjou einen Einblick in die fremde Welt der Berber, berücksichtigt dabei aber europäische Seh- und Erzählgewohnheiten, so dass die deutsch-französische Koproduktion auch westlich sozialisierten Jugendlichen diese fremde Kultur näher bringen kann.
Autor/in: Kirsten Liese, 29.09.2006