31. August 1997, der Tag des tragischem Unfalltodes der Prinzessin von Wales, Lady Diana: Während die erschütterte britische Öffentlichkeit und die Regierung mit dem gerade erst gewählten Premierminister Tony Blair ihrer Trauer um die "Prinzessin der Herzen" Ausdruck verleihen, zieht sich Königin Elizabeth II. mit der Windsor-Familie kommentarlos in das ferne schottische Schloss Balmora zurück. Schrullig, stoisch und unfähig, die traditionellen Regeln des höfischen Protokolls mit den Erfordernissen der Gegenwart und der Mediengesellschaft in Übereinstimmung zu bringen, zeigt das Königshaus tagelang keine öffentliche Reaktion auf den Tod. Schließlich lässt sich die Queen von Tony Blair doch noch dazu überreden, rechtzeitig zur Trauerfeier nach London zurückzukehren und in angemessener Form Abschied von Lady Di zu nehmen.
In einer Synthese aus Unterhaltung, Satire und Nachdenklichem, mit Hilfe von Archivmaterialien, vor allem aber mit Mitteln der Fiktion vergegenwärtigt die Inszenierung Ereignisse aus der Woche der kollektiven Trauerhysterie um Dianas Tod auf dem schmalen Grat zwischen gebotenem Ernst und vergnügtem Spiel. Erzählt aus der Perspektive der "Stiff upper lip"-Royals mit der von Helen Mirren kongenial verkörperten Queen im Zentrum, entwickelt sich die private Tragödie mit "britischem" Humor zum Drama unzeitgemäßer Verhaltensweisen des Königshauses in der Mediengesellschaft. Der facettenreiche Film bietet thematisch wie ästhetisch interessante Anknüpfungspunkte für die filmpädagogische Arbeit. Frears’ unterhaltsames Changieren zwischen historischer Authentizität, kollektivem Gedächtnis und künstlerischer Freiheit, seine Variation des Biopic-Erzählschemas jenseits des üblichen "based on a true story" eröffnet nicht nur "englischkundigen" Schülern/innen neue Sichtweisen auf die im Film dargestellten damaligen Ereignisse. Um Etikette und Distinguiertheit der Queen und der Royals im Kontrast zum lockeren Umgangston Tony Blairs ebenso wie andere sprachliche Feinheiten angemessener wahrzunehmen, empfiehlt sich die Originalfassung.
Autor/in: Reinhard Middel, 05.01.2007