Eigentlich hat Chen mit Tanzen gar nichts am Hut, lieber filmt er mit seiner Videokamera die Menschen in seiner Umgebung. Der sensible 13-jährige Junge lebt mit seiner russischen Mutter und seinem israelischen Vater in der israelischen Hafenstadt Ashdod. Seine Eltern streiten sich häufig und haben auch unterschiedliche Vorstellungen über die Erziehung ihres Sohnes. Als Chen einmal seine Mutter zu einem Tanzabend der russischen Gemeinde begleitet, verliebt er sich in die gleichaltrige Natalie, die an einem Tanzkurs für ältere Kinder teilnimmt. Um ihr nahe zu sein, interessiert sich Chen ebenfalls für den Kurs, der auf einen offiziellen Tanzwettbewerb hinführt. Doch das ebenso hübsche wie eitle Mädchen hat bereits einen festen Tanzpartner. Chen bekommt deswegen Sharon als Partnerin zugewiesen, bemüht sich jedoch weiterhin hartnäckig um Natalie. Doch schließlich erkennt er, was wirklich wichtig ist – im Leben wie beim Tanzen.
Im Genre des Tanzfilms erzählt Regisseur Eitan Anner eine Coming-of-Age-Geschichte über die Schwierigkeiten der ersten Liebe und die Auseinandersetzung mit den eigenen Eltern. Dabei konzentriert sich die Erzählperspektive auf den jungen Protagonisten Chen, der in seiner bedingungslosen Verliebtheit auch die Beziehungen und Verhaltensregeln der Erwachsenen hinterfragt. In malerischen Bildern, mit stimmiger Musik und nicht ohne Humor schildert
Love & Dance die Suche nach Identität und Orientierung, die das Erwachen der Liebe und das Erwachsenwerden häufig begleiten. Diese Suche führt aufgrund der problematischen Alltagssituation russischer Immigranten/innen in Israel, die dort noch nicht voll integriert sind und ihre eigenen kulturellen Bräuche pflegen, zusätzlich zu Konflikten und Missverständnissen. Darüber hinaus reflektiert der Film die soziale und kulturelle Enge der ärmlichen Plattenbausiedlung, in der Chen lebt, und kontrastiert sie mit den Träumen und Hoffnungen der dort lebenden Menschen. Mit dem populären Genre des Tanzfilms und der Fokussierung auf den Sympathieträger Chen bezieht sich der Film geschickt auf jugendliche Lebenswelten. Ohne pädagogischen Zeigefinger regt
Love & Dance zur Auseinandersetzung an über Integration und Toleranz, Identitäts- und Orientierungsprobleme Heranwachsender sowie die generationenübergreifenden Themen von Liebe und gegenseitiger Verantwortung in jeder Form von Partnerschaft, sei es in der Familie oder beim Tanz.
Autor/in: Ula Brunner, 10.04.2007