Inhalt
Seit über zehn Jahren ist die Bundeswehr im Rahmen des internationalen ISAF-Sicherheitseinsatzes in Afghanistan präsent. Zu den Soldaten in der Nähe von Kabul gehört auch Jesper, der zum zweiten Mal vor Ort ist und nun als Kommandant einen gefährlichen Einsatz in einem Vorposten gegen die Taliban leitet. Obwohl er die Unterstützung des jungen Dolmetschers Tarik hat, ist es nicht leicht, mit den örtlichen Milizen zusammenzuarbeiten und das Vertrauen der Dorfgemeinschaft zu gewinnen: Die kulturellen Gegensätze sind groß und die gegenseitigen Erwartungen sehr verschieden. Anschläge auf die Soldaten und Angriffe auf die Schwester des Dolmetschers zeigen realistisch die Gefahr vor Ort; Jesper gerät in den tödlichen Konflikt zwischen der Einhaltung von Befehlen seiner Vorgesetzten und der Rettung von Menschenleben.
Umsetzung
Mit der Konstellation "Sicherheitsgarant Bundeswehr – gefährdeter örtlicher Mitarbeiter (Dolmetscher) – um Selbständigkeit bemühte afghanische Milizen – tödliche Bedrohung durch Taliban" enthält der Film Spannungsfelder für verschiedene "Zwischen Welten" auf der politischen, bürokratischen und menschlichen Ebene, die sich beispielhaft an den Hauptfiguren manifestieren. Die Kamera bewegt sich oft sehr nah an den Darstellern und die gesamte Inszenierung profitiert davon, dass der Film auch an Schauplätzen in Afghanistan gedreht wurde: Die Bilder vom Land und vom Leben in den afghanischen Familien oder auch im Militärcamp sind authentisch, nicht jedoch voyeuristisch. Anders als vielfach üblich entlässt die dramatische Zuspitzung zum Schluss die Zuschauer eher ratlos als erleichtert – dies ist kein moralischer Lehrfilm, aber auch keine banale Heldengeschichte.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Die oben genannte Konstellation alleine eröffnet schon eine breite Palette von thematischen Anknüpfungspunkten zu Kultur und Gesellschaft, die durch die teilweise intensiven Bilder allerdings erst für Jugendliche geeignet ist. Neben eher abstrakten Themenstellungen wie etwa den Fragen nach der Möglichkeit einer Friedensstiftung durch Militäreinsätze oder zur Rolle der Bundeswehr als einem Element deutscher Außenpolitik könnte ebenfalls die Frage nach einer späteren persönlichen Beteiligung etwa im Rahmen eines freiwilligen Bundeswehrdienstes erörtert werden. Auch wenn im Film männliche Rollen dominieren, findet sich mit Tariks Schwester Nala eine weibliche Identifikationsfigur im Konflikt mit traditionellen (kulturell-religiösen) Rollenbildern. Filmtechnisch bemerkenswert ist darüber hinaus die Tatsache, dass der Film zum Teil in Afghanistan gedreht wurde.
Dieser Text ist eine Übernahme des
VISION KINO-FilmTipps.
Autor/in: Olaf Selg, 26.02.2014, Vision Kino 2014.