Der Fünftklässler Jess hat es nicht leicht. Seine Eltern haben Geldsorgen und in der Schule sieht sich der kreative Junge ständig den Hänseleien seiner Klassenkameraden/innen ausgesetzt. Doch in der neuen Mitschülerin und Nachbarstochter Leslie findet der verschlossene Jess endlich eine Freundin – nicht zuletzt weil das Mädchen gleichfalls eine Außenseiterin ist. Auf dem gemeinsamen Schulweg entdecken die beiden am anderen Ufer eines Flusses ein abgeschiedenes Waldstück. An diesem einsamen Ort erschaffen sich die Freunde eine magische Fantasiewelt, die sie Terabithia nennen. Knorrige Bäume werden zu bösartigen Waldtrollen, Eichhörnchen und Vögel zu gefährlichen Kreaturen, die Jess und Leslie herausfordern. Aus den gemeinsam überstandenen Abenteuern in ihrem geheimen Reich finden die beiden den Mut, sich auch den Quälgeistern in der Schule und den Problemen zu Hause zu stellen. Doch dann ereignet sich ausgerechnet auf dem Weg nach Terabithia ein schrecklicher Unfall.
Basierend auf dem Jugendroman der amerikanischen Schriftstellerin Katherine Paterson erzählt
Brücke nach Terabithia von der grenzenlosen Kraft der Imagination und der Freundschaft, durch die sogar ein überaus schmerzlicher Verlust verwunden werden kann. Wie bei dem Fantasy-Abenteuer
Eragon: das Vermächtnis der Drachenreiter (R: Stefen Fangmeier; 2006), das ebenfalls eine Literaturadaption ist, wird das märchenhafte Fantasiereich der Jugendlichen mit technisch ausgefeilten, wenngleich recht ideenlosen Animations-Tricks aus dem Hause Weta in Szene gesetzt. Allerdings bilden die Fantasy-Elemente nur einen Nebenstrang zur realistisch gehaltenen Handlung, in die sie sich fast unmerklich einfügen. Der Schwerpunkt der Inszenierung liegt auf der differenzierten Charakterzeichnung der Sympathieträger/innen Leslie und Jess. Diese Außenseiter/innen haben mit Schwierigkeiten zu kämpfen, die viele Jugendliche aus eigener Erfahrung kennen: häusliche Probleme, der Wunsch, in der Klasse integriert zu sein, die Drangsalierungen durch tyrannische Schulkameraden/innen, vor allem jedoch die tiefe Sehnsucht nach einem Menschen, der einen wirklich versteht. Dabei rührt die einfühlsame Schilderung jugendlicher Vorstellungs- und Gefühlswelten auch an existenzielle Fragen. Überraschend mündet die leichthändig erzählte Geschichte in die schmerzhafte Konfrontation mit Tod und Trauer. Dennoch setzt Brücke nach Terabithia genügend hoffnungsvolle Impulse, um gerade ein jugendliches Publikum bei der fruchtbaren Auseinandersetzung mit diesen häufig tabuisierten Themen zu unterstützen.
Autor/in: Ula Brunner, 27.02.2007