Mit Pünktlichkeit und Verantwortung hat der arbeitslose Alex so seine Probleme. Als ungelernte Pflegekraft in einem Tageszentrum für geistig Behinderte erhält er dennoch eine neue Chance. Die professionelle Betreuerin Hanna praktiziert hier eine Beschäftigungstherapie der kleinen Schritte: An klobigen Holzmodellen lernen die erwachsenen Männer und Frauen täglich neu, sich die Schuhe zu binden. Alex sieht ihre wahren Fähigkeiten unterschätzt und ermuntert sie zum künstlerischen Ausdruck ihrer Persönlichkeit. Gegen viele Widerstände und vor allem elterliche Bedenken schafft er es sogar, seine immer eigenständiger agierende Truppe bei einer bekannten TV-Talentshow anzumelden.
Das schwedische Feel-Good-Movie verarbeitet die wahre Geschichte von Co-Autor Pär Johansson: Das von ihm 1996 gegründete Glada Hudik Theater trat 2010 sogar am Broadway auf. Im Mittelpunkt des einfach strukturierten Films stehen die inneren und äußeren Kämpfe um Eigenverantwortung und gemeinschaftliche Solidarität, ist doch Alex nicht zuletzt auf die Unterstützung seiner willensstarken Schützlinge angewiesen. Eine Parallelhandlung um sein eigenes Versagen als Familienvater will dieses Thema variieren, wirkt aber etwas blass. Auch der emotionale Einsatz von
Musik dient gelegentlich zur Überdeckung dramaturgischer Schwächen. Die positive Botschaft des Films vermittelt sich vor allem durch das grandiose Spiel der behinderten Darsteller/innen, die man als unverwechselbare Charaktere leicht ins Herz schließt.
Als berührendes Plädoyer für die individuelle Anerkennung und Inklusion geistig behinderter Menschen kann die Tragikomödie voll überzeugen. Das klassische Filmklischee eines verkrusteten Betreuungswesens, das deren persönliche Entwicklung geradezu systematisch blockiert, sollte im Unterricht jedoch kritisch hinterfragt werden. Der schmale Grat zwischen Unterforderung und überzogenen Erwartungen gehört schließlich zum Grundvokabular täglicher therapeutischer Praxis. Der Film, der diese Problematik immerhin anschneidet, kann Schülerinnen und Schüler nicht zuletzt dazu anregen, ihre eigenen Begegnungen mit Behinderten im Alltag zu diskutieren.
Autor/in: Philipp Bühler, 11.09.2012
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