Ein in Japan aufgewachsener Südkoreaner, dessen Vater aus Nordkorea stammt, ist im Wechselbad der von starken gegenseitigen Ressentiments behafteten Kulturen auf der verzweifelten Suche nach seiner Identität und nach seiner inneren Heimat. Aus Scham verschweigt er seiner großen Liebe, einer Japanerin, dass er ein "Zainichi", ein Koreaner ist. Als diese von seiner wahren Herkunft erfährt, gibt sie ihm zunächst den Laufpass. – Japans Beitrag 2002 für den "Auslands"-Oscar ist auch ein formal beeindruckender Film über hierzulande kaum bekannte kulturelle Gegensätze im Fernen Osten. Vor allem aber ist Go eine faszinierende Geschichte über das Erwachsenwerden und über eine außergewöhnliche Liebe zwischen zwei jungen Menschen. Sexualität und Körperlichkeit wurden fernab gängiger westlicher Filmmuster in Szene gesetzt, Koitus interruptus und Martial Arts-Elemente inbegriffen. Die Beziehungen der Menschen sind in diesem Film weniger von Sinnlichkeit als von Angst und Gewalt geprägt, der Vater beweist beispielsweise seinem Sohn, wie sehr er ihn liebt, indem er ihn vor den Augen der Polizei krankenhausreif schlägt. Solche teilweise ironisch gebrochenen Szenen irritieren einerseits, verdeutlichen andererseits die Zerrissenheit der Figuren und zeugen in ihrer formalen Umsetzung von einer Experimentierfreudigkeit und Vitalität, die man anderen Filmen oft nur wünschen kann.
Autor/in: Holger Twele, 01.01.2003