Die junge Friseuse Christelle führt ein angepasstes Leben, bis sie eines Abends aus ihrem unglücklichen Eheleben ausbricht. Ihr Mann, mit dem sie ein kleines Geschäft betreibt, hat sie oft brutal zusammengeschlagen und ihr statt des Lohnes nur einen Bruchteil dessen gegeben, was sie in Wahrheit verdient. Auf ihrer Flucht landet Christelle in einem altmodisch anmutenden Motel. Dessen optimistische Betreiberin hilft ihr bei der Ablösung von dem Tyrannen, gibt ihr Starthilfen zu beruflicher Selbstständigkeit und indirekt zu neuen Lebensfreuden. – So ernst wie Les petites couleurs beginnt, könnte man ein beklemmendes Sozialdrama vermuten. Zur großen Überraschung wechselt Patricia Plattner jedoch in das Genre der Komödie. Mit einer Leichtigkeit, wie man sie von den Franzosen kennt, und viel Humor erzählt die schweizerische Regisseurin von der Emanzipation einer Frau. Dabei legt der Film die Heldin erfreulicherweise nicht larmoyant auf die klischeehafte Opferrolle fest, sondern zeigt konstruktive Auswege aus ihrer Krise. Zwar bohrt Les petites couleurs mit vielen kitschigen Szenen aus einer schrägen Fernseh-Soap mit dem Titel "Die Liebesranch", an der sich die beiden Frauen ergötzen, nicht in der Tiefe. Aber diesen Anspruch hat Patricia Plattner auch gar nicht. Ihr Film ist ganz einfach gute Unterhaltung zu einem ernsten Thema auf hohem Niveau.
Autor/in: Kirsten Liese, 01.09.2004