Michi will eigentlich nur seiner Ex-Freundin Gabi ihren Schlüssel zurückbringen. Dafür ist er extra aus Wien nach Berlin gefahren, mit der stillen Hoffnung auf Versöhnung. Kaum in Gabis Wohnung angekommen, sieht er sich von blutrünstigen Zombies umzingelt. Gemeinsam mit dem Heizungsinstallateur Harper schließt er sich in der Wohnung ein, während auf dem Hof die Meute nach neuen Opfern sucht. Schuld ist ein sich rasend schnell ausbreitendes Virus, dessen einziges Gegenmittel in absoluter Ruhe besteht. Während sich Michi eigentlich nur um Gabi sorgt, versagen die für die Stadt lebenserhaltenden Systeme, zuerst die Medien, das Telefonnetz später die Energiezufuhr. Gemeinsam mit den noch nicht verwandelten Bewohner/innen des Berliner Mietshauses versuchen Michi und Harper die Flucht.
Rammbock ist der Abschlussfilm des Österreichers Marvin Kren an der Hamburg Media School. Die auf HD-CAM gedrehte Low-Budget-Produktion setzt gekonnt die beschränkten finanziellen Mittel ein. Die Kamera bleibt
nah bei den Figuren, genretypische dramaturgische Schockeffekte des Zombiefilms sind wohldosiert eingesetzt. Graue, gedeckte
Farben dominieren, was das Rot des Blutes umso bedrohlicher macht. Durch die räumliche Beschränkung auf den Mikrokosmos Mietshaus bekommt die Handlung eine eigene, klaustrophobische Dichte, die von ironischen Dialogen und Regieeinfällen aufgelockert wird. Geschickt verwendet
Rammbock Genreelemente wie das plötzliche Auftauchen von Gefahr, unterläuft sie aber zugleich auf unterhaltsame Weise: Küchengeräte werden zu Waffen, und der zögerliche Antiheld Michi findet Gabi am Ende doch –, aber anders als erwartet.
Rammbock ist ein rundum gelungener deutscher Zombiefilm und bietet im Unterricht gute Möglichkeiten, um Erzählelemente des Genres zu analysieren, das seine Hochzeit im Hollywood-Kino der 1970er-Jahre hatte, also in Zeiten innen- und außenpolitischer gesellschaftlicher Instabilität. Ein interessanter psychologischer Ansatz findet sich zudem in der Frage, inwiefern das Genre mit den Urängsten der Menschen vor Krankheit, Tod und Wahnsinn spielt und "die hausgemachten Gefahren unserer Gesellschaft" (Kren) widerspiegelt. Wie zuvor Danny Boyle in
28 Days Later (Großbritannien 2002) reflektiert Rammbock die in den letzten Jahren forcierte Furcht vor Seuchen. Daran anknüpfend lässt sich auch der Zusammenhang von Medienmechanismen und (persönlichem) Bedrohungsempfinden diskutieren.
Autor/in: Ingrid Beerbaum, 08.09.2010
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