Joe Taylor ist ein Mann von zweifelhaftem Ruf, ein Zyniker, dem nichts heilig ist. Er arbeitet auf dem Flusskahn von Les und dessen Ehefrau Ella. In einer der ersten Szenen entdeckt er die Leiche einer jungen Frau im Hafenbecken. Nach und nach erfahren wir, dass er mehr über deren Tod weiß, als er zugeben will. Bei der Gerichtsverhandlung, in der ein Unschuldiger verurteilt wird, spielt er den Unbeteiligten. Kaltschnäuzig beginnt er unter den Augen von Les ein Verhältnis mit Ella, bis es zum Zerwürfnis zwischen den Rivalen kommt. – Nach dem Roman von Alexander Trocchi inszenierte David Mackenzie einen düsteren Thriller mit einem stoisch abweisenden und sexbesessenen Anti-Helden, an dem Emotionen abzuperlen scheinen, der Frauen sexuell begehrt, aber nicht ernst nimmt. Taylor hinterlässt eine Spur seelischer Verwüstung bei allen, die ihm zu nahe kommen. Das spannende Psychogramm eines amoralischen Menschen fasziniert durch Ewan McGregor in der Hauptrolle des undurchsichtigen Egoisten, aber auch Tilda Swinton als ihm verfallene Geliebte oder Peter Mullan als betrogener Ehemann geben der filmischen Reise in beschädigte Herzen eine große Vielschichtigkeit.
Autor/in: Margret Köhler, 01.12.2004