Nick Stringer, ein erfahrener Regisseur von BBC-Dokumentationen und Emmy-Preisträger, schildert in
Tortuga die 25-jährige Wanderung einer Unechten Karrettschildkröte, der bekanntesten Vertreterin der Meeresschildkröten, von der Geburt in Florida über die Reise im Golfstrom Richtung Arktis und Afrika bis zur Rückkehr an den Heimatstrand. Seit über 200 Millionen Jahren bewältigen die Schildkröten diese Route, auf der sie rund 10.000 Kilometer zurücklegen. Allerdings überlebt nur eines von 10.000 Tieren die gefährliche Reise bis zur Heimkehr, die der Fortpflanzung dient.
Bei den Dreharbeiten wurde neueste Aufnahmetechnik eingesetzt. Für die Unterwasseraufnahmen wurde eine spezielle HD-Kamera benutzt, um den Wettlauf der Schlüpflinge gegen gefräßige Krabben und Pelikane aus der oberflächennahen Sicht der Jungtiere zu filmen. Überblickaufnahmen aus der
Vogelperspektive ermöglicht die Cineflex-Gimble-Kameratechnik, die aus der Luft kristallklare Bilder der Schildkröten im Meer liefert. Erläuterungen zur Reise gibt ein Off-Kommentar, den in der deutschen Fassung Hannelore Elsner als "Erzählerin" einfühlsam vorträgt. Wenn das
Voice-Over aber etwa über Schildkröten Sätze aufbietet wie "Sie sind füreinander bestimmt, sie sind seltene, kostbare Überlebende", wird es allerdings etwas zu sentimental.
Der Film wirbt mit seiner ökologischen Tendenz nachdrücklich für mehr Respekt vor der Artenvielfalt und für den Erhalt der irdischen Ressourcen. Durch die geschickt eingesetzten Emotionalisierungsmechanismen bringt er diese Botschaft auch einem jüngeren Publikum nahe. Für die pädagogische Arbeit bieten sich je nach Altersstufe unterschiedliche Ansätze an. Für jüngere Kinder dürfte unter anderem interessant sein, auf welche Weise die Schildkröte ihr Überleben sichert. Ältere Kindern können sich anhand des Films mit den Folgen des Klimawandels und der Globalisierung befassen: Die größte Gefahr für die gefährdete Tierart stellen inzwischen nicht die Fressfeinde dar, sondern der Mensch. Denn die meisten Schildkröten ertrinken in Krabbenfangnetzen oder sterben durch die Langleinen-Fischerei.
Autor/in: Reinhard Kleber, 28.09.2009
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