Mit einem Einberufungsbefehl für das Militär in der Tasche trifft Claude Bukowski in New York City auf den charismatischen Hippie Berger und dessen Freunde. Der schüchterne junge Mann aus Oklahoma ist fasziniert von der lebensfrohen, rebellischen Clique und schließt sich ihr an. In seiner kurzen Zeit mit den "Blumenkindern" erlebt Claude exzessive Partys, raucht Haschisch und wird vorübergehend verhaftet. Er verliebt sich in Sheila, eine junge Frau aus wohlhabenden Verhältnissen, die sich ebenfalls vom freien Lebensstil der Hippies angezogen fühlt. Nach ein paar aufregenden Tagen in New York tritt Claude seinen Militärdienst in der Wüste von Nevada an. Einige Zeit später erhält er Besuch von Sheila und der Clique. Als Soldat verkleidet, übernimmt Berger Claudes Posten im Camp, damit dieser einige ungestörte Stunden mit Sheila verbringen kann. Während dieser Zeit kommt ein plötzlicher Abmarschbefehl nach Vietnam. Berger zieht statt Claude in den Krieg.
1968 am New Yorker Broadway uraufgeführt, wurde das Musical
Hair mit Songs wie
Aquarius oder
Let the Sunshine in weltberühmt und erlangte Kultstatus. Erst über zehn Jahre später entstand der Film des tschechischen Regisseurs Miloš Forman, der sich in seinen Werken oftmals mit gesellschaftlichen Außenseitern und Künstlern beschäftigt (
Einer flog über das Kuckucksnest, USA 1975;
Amadeus, USA 1984;
Goyas Geister, Spanien 2006). In seiner Musical-Adaption hat Forman im Vergleich zur Bühnenfassung die Themenkomplexe
Vietnamkrieg und Antikriegsbewegung ausgebaut.
Hair reflektiert wichtige Inhalte der 1968er-Generation wie Rebellion gegen bürgerliche Regeln, Befreiung der Sexualität, Pazifismus oder Bewusstseinserweiterung durch Drogen und Meditation. Die elliptisch erzählte Handlung rankt sich lose um die zahlreichen Songs und Tanzszenen, die in der Dramaturgie eine zentrale Rolle einnehmen.
Der zeitliche sowie emotionale Abstand zu den Ereignissen des "Summer of Love" ist Formans Film allerdings deutlich anzumerken. Er vermittelt oberflächlich das umtriebige Lebensgefühl, aber keinesfalls die tief greifende gesellschaftliche Dimension einer experimentierfreudigen und politisch motivierten Gegenkultur. Die mitreißende Choreografie, die farbenprächtigen Bilder und die bewegenden Songs lassen den Anachronismus, der dem verspäteten Zeitporträt anhaftet, jedoch vergessen und bieten auch heutigen Schülern/innen einen unterhaltsamen Einblick in eine Subkultur, die als Flower-Power-Bewegung in die Geschichte eingegangen ist.
Autor/in: Stefanie Zobl, 08.07.2008
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