Inhalt
Als Anfang der 70er-Jahre Pläne zum Bau eines Atomkraftwerks in Brokdorf bekannt werden, entsteht spontan eine Bürgerinitiative, die sich gegen den Bau und grundsätzlich gegen die zivile Nutzung der Atomkraft engagiert. Auch fast vierzig Jahre später sind manche ihrer Mitglieder noch aktiv in ihrem Protest. Der Film beobachtet ihr Leben im Schatten des Meilers, fängt in Interviews Erinnerungen an vergangene Taten und aktuelle Befindlichkeiten ein und beschreibt den langen Weg, den die Aktivisten bis heute gegangen sind. Hautnah ist die Kamera dabei, als die Laufzeitverlängerung verkündet wird und sich Resignation und Zweifel an den demokratischen Institutionen breit machen. Dann ereignet sich die Atomkatastrophe in Fukushima, der Ausstieg wird verkündet und zurück bleibt Melancholie.
Umsetzung
Ein Jahr lang begleitete das Filmteam die Menschen der Bürgerinitiative in Brokdorf. Es wechseln sich Alltagsszenen ab mit Archivmaterial, die die einzelnen Interviewpassagen rahmen. In den Interviews erzählen die Protagonisten nachvollziehbar, sympathisch und durchaus mit Wehmut von ihrem Kampf für eine bessere Welt und gegen Atomkraft, Institutionen und Konzerne. Visuell ansprechende Passagen gelingen Antje Hubert und ihrer Kamerafrau Barbara Metzlaff in den Alltagsszenen, beim morgendlichen Kuhtrieb oder dem Bad in der Elbe etwa. Hervorzuheben sind die Archivaufnahmen, teils aus Privatbeständen, aber auch von der Landespolizei Schleswig-Holstein, die die 70er- und 80er-Jahre und die heftigen Auseinandersetzungen zwischen Aktivisten und Polizei am Zaun des AKWs wieder aufleben lassen.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Heute sind Bürgerbegehren und Volksabstimmungen Realität. Die Anti-AKW-Bewegung ist Teil dieser historischen Demokratisierung Deutschlands und der Film regt an zu Gesprächen über gesellschaftliches Engagement und politische Mitbestimmung staatliche Gewalt und die Macht von Konzernen, die sich Zustimmung durch ein neues Schwimmbad erkaufen. Es werden Alternativen wie der Bau eines Windrades aufgezeigt, die diskutiert und untersucht werden können. Auf einer persönlicheren Ebene stellen sich grundsätzliche Fragen, etwa wenn Dr. Hans Treinies erklärt, erst im Ernstfall werde sich entscheiden, ob er seinen Platz im Krisenstab einnimmt oder lieber seine Töchter in Sicherheit bringt, oder wenn Ingo Karstens mit dem Verlust seiner an Krebs verstorbenen Frau ringt. Damit erhält die Debatte eine zutiefst menschliche Dimension.
Dieser Text ist eine Übernahme des
VISION KINO-FilmTipps.
Autor/in: Daniel Stümpfig, 04.07.2012, Vision Kino 2012.