Eine mongolische Nomadenfamilie im Altai-Gebirge bei der Fuchsjagd, eine Kamelkarawane in der afrikanischen Wüste, affenjagende Indios im Amazonasgebiet – auf den ersten Blick haben diese Menschen nichts gemeinsam außer ihrer naturverbundenen Lebensweise. Sie wohnen in Hütten oder Zelten, jagen mit Steinadlern oder mit Pfeil und Bogen und wollen doch alle an einem überragenden Medienereignis teilhaben: Dem Finale der Fußballweltmeisterschaft 2002 zwischen Deutschland und Brasilien. Aber es ist für die Protagonisten/innen nicht gerade einfach, sich Zugang zu einem Fernseher zu verschaffen.
Das größte Spiel der Welt erzählt in inszenierten Episoden von Fußballbegeisterung an den Rändern der Zivilisation. Auf humorvolle Weise zeigt der Film anhand des Themas Fußball dessen globale Bedeutung sowie die machtpolitische Verteilung von Kommunikations- und Informationsmedien. In Brasilien beispielsweise scheint die uneingeschränkte mediale Nutzung allein der weißen Bevölkerung vorbehalten. Auch in der afrikanischen Wüste herrscht ein Machtmonopol: Der Besitzer des Fernsehgeräts, ein adeliger Tuareg, bestimmt, zu welchem Team die Zuschauenden halten sollen. Nur in der Mongolei sind die gesellschaftlichen Hierarchien mit Beginn des Fußballspiels außer Kraft gesetzt. Hier verfolgt die Nomadenfamilie das Spiel gemeinsam mit einigen Armeeangehörigen, die eigentlich einen Strafzettel wegen unerlaubten Anschlusses des Fernsehgeräts ausstellen wollten.
Obwohl der Film auf unkonventionelle Weise Machtverhältnisse karikiert, hält er zugleich an Geschlechterklischees fest, wenn die teilweise übertrieben dargestellte Fußballbegeisterung der Männer immer wieder den "Fußballhass" der Frauen hervorruft. Mit eindrucksvollen Landschaftsaufnahmen und Alltagsszenen illustriert Regisseur Olivares, der ursprünglich aus dem Dokumentarfilmbereich kommt, den dramaturgisch etwas schwachen Plot. Flugsimulationen aus der Perspektive eines Steinadlers oder Jagdszenen im Amazonasgebiet in Brasilien bringen den Zuschauenden auf unterhaltsame Weise die Lebensweisen, Kulturen und Traditionen der Menschen in verschiedenen Regionen der Welt näher.
Autor/in: Stefanie Schlüter, 06.06.2007